Bimos Magazin - Kosten und ROI des BGM

Kosten und ROI des BGM

Die Kosten für das betriebliche Gesundheitsmanagement hängen von vielen unterschiedlichen Faktoren und Werten ab – etwa von der Größe Ihres Unternehmens, von der Art der Probleme, die Sie abstellen möchten, und von den passenden Maßnahmen. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass ein gutes BGM keine Kosten verursache, weil es einen positiven Return on Investment (ROI) habe. Das heißt, dass es Ihnen durch ein positives Verhältnis von Kosten und Nutzen schließlich mehr Geld spart, als Sie investieren. Natürlich können Sie mit einer solchen Aussage wenig anfangen, wenn Sie herausfinden müssen, wie hoch die Summen sind, die Sie zunächst in die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter investieren müssen.


Die Kosten für das BGM



Die Kosten für das betriebliche Gesundheitsmanagement setzen sich aus zahlreichen verschiedenen Werten zusammen. Es ist wichtig, dass Sie alle einzelnen Faktoren in Ihre Berechnungen mit einbeziehen, wenn Sie das Budget erstellen. Dafür ist eine sorgfältige Planung anhand der bekannten betrieblichen Kennzahlen zu krankheitsbedingten Fehlzeiten, Fehlerzahlen und weiteren Aspekten nötig, damit Sie nicht im Nachhinein feststellen, dass Ihnen die Kosten über den Kopf wachsen.


Diese Kosten entstehen im Unternehmen

Wenn Sie einen betrieblichen Gesundheitszirkel bilden, müssen Sie dessen Mitglieder (Führungskräfte und Angestellte aus den einzelnen Abteilungen) teilweise von ihren Alltagsaufgaben entbinden. Andernfalls können sie ihre Aufgaben für das BGM nicht zufriedenstellend erfüllen, was die Wirksamkeit erheblich beeinflusst. Diese Arbeitskraft fehlt dann natürlich an den jeweiligen Arbeitsplätzen – Kollegen müssen sie auffangen. Vielleicht wird es nötig, weitere Mitarbeiter bzw. Führungskräfte einzustellen oder auszuleihen.

Auch Räumlichkeiten müssen Sie zur Verfügung stellen, die dann nicht anderweitig genutzt werden können: Der Gesundheitszirkel braucht Platz, um sich zu treffen. Zudem werden verschiedene Maßnahmen, zum Beispiel für die Gesundheitsförderung, auch innerhalb des Unternehmens durchgeführt – auch dafür braucht es Räume, die etwa ins Haus kommende Dienstleister nutzen können.

Stellen Sie einen Gesundheitsmanager ein, kostet Sie diese Stelle ein weiteres Gehalt. Wenn Sie sich dafür entscheiden, jemand von den Beschäftigten in Ihrem Betrieb im Bereich Gesundheitsmanagement weiterbilden zu lassen, tragen Sie die Kosten für die Schulungen und Coachings des Mitarbeiters. Die unterschiedlichen Summen sollten Sie gegen den jeweiligen Nutzen aufwiegen.


Externe Fachkräfte verursachen Kosten

Wenn Sie sich dafür entscheiden, das BGM mithilfe professioneller Anbieter in Ihrem Unternehmen zu implementieren, profitieren Sie von deren Erfahrung. Allerdings verursacht dieser Service natürlich zusätzliche Kosten: Die Experten übernehmen die Arbeit des Gesundheitszirkels, erheben Daten und werten sie aus, empfehlen Maßnahmen und führen sie durch und überwachen schließlich den Erfolg. Diese Dienstleistungen können zu hohen Einsparungen führen, allerdings sind auch die Kosten höher, als wenn Sie das betriebliche Gesundheitsmanagement selbst in die Hand nehmen.

Auch wenn Sie selbst tätig werden (bzw. der Gesundheitszirkel Ihres Betriebs), werden Sie früher oder später externe Fachkräfte anheuern: Diese erläutern Ihren Mitarbeitern in Schulungen, welche Verhaltensweisen ihrer Gesundheit zuträglich sind und warum betriebliche Prävention für die Gesundheitsförderung wichtig ist. Diese Kosten sind allerdings deutlich überschaubarer als die für das oben genannte Angebot.


Die Maßnahmen verursachen unterschiedlich hohe Kosten

Die Maßnahmen, die Sie durchführen lassen, sollen zur Erreichung eines bestimmten, an den Kennzahlen ablesbaren Ziels dienen. Das kann eine Reduktion der Fehlzeiten und damit ein geringerer Krankenstand sein, aber auch die allgemeine Verbesserung des psychischen Befindens der Beschäftigten. Sie können die Fluktuation oder die Fehlerquote in der Produktion reduzieren. Es sind jeweils ganz unterschiedliche Maßnahmen geeignet, beispielsweise

  • Physiotherapie oder Massagen
  • Sportangebote
  • gesundes Kantinenessen
  • Schulungen zum Umgang miteinander
  • Veränderung der Arbeitsabläufe und Pausenzeiten


und viele weitere Möglichkeiten zur akuten Bekämpfung von Missständen sowie deren Prävention. Wie hoch die Kosten jeweils ausfallen, hängt davon ab, wie viele Beschäftigte die Angebote nutzen, um welche Maßnahmen es sich handelt und wie häufig oder regelmäßig sie durchgeführt werden.


Einmalige Investitionen

Vielleicht stellen Sie oder der Gesundheitszirkel fest, dass der Krankenstand an bestimmten Arbeitsplätzen besonders hoch ist. Stellen Sie fest, dass die Gesundheit der Mitarbeiter immer wieder auf dieselbe Art und Weise durch einseitige Belastungen beeinträchtigt wird, kann es notwendig werden, die betreffenden Arbeitsplätze umzugestalten oder die Mitarbeiter an andere Bewegungen während der Arbeit zu gewöhnen. Letzteres würde durch Experten in Schulungen geschehen, aber für eine ergonomische Arbeitsplatzumgestaltung fallen relativ hohe Investitionen an.


Gibt es eine Faustregel für Kosten pro Mitarbeiter?



Kurz gesagt: Nein, eine solche Faustregel gibt es nicht. Es gibt immer wieder Anbieter, die mit verkürzten Behauptungen Kunden zu ködern versuchen, aber es ist schlicht nicht möglich, eine derartige Regel aufzustellen – es würde sich immer um Fantasiezahlen handeln. Ein Betrieb mit zehn Beschäftigten, der vornehmlich Prävention betreiben und in Maßnahmen zur Gesundheitsförderung investieren möchte, hat völlig andere Ausgaben pro Kopf als ein Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitern, von denen ein nicht unwesentlicher Prozentsatz an einer starken Beeinträchtigung der Gesundheit des Skelett-Apparats leidet. Es gibt keine einfache Antwort auf eine komplexe und individuelle Fragestellung, so angenehm das auch wäre.


Warum langfristige Budgetplanung besser ist als nur eine fixe Summe



Bei der Planung des Budgets sollten Sie im Auge behalten, welche Kosten frühzeitig und einmalig anfallen. Dazu zählen

  • einmalige Investitionen etwa für Arbeitsgerät, Mobiliar für den Arbeitsplatz oder Maschinen
  • Weiterbildung für eine/n Beschäftigte/n im Bereich Gesundheitsmanagement
  • Buchung von Schulungen durch externe Berater


Diese Summen müssen Sie auf jeden Fall von Anfang an einkalkulieren. Wichtiger ist aber, dass Sie die langfristigen Kosten auch als solche betrachten: Wenn Sie Verträge (mit Fitnessstudios etwa oder einem Massageservice) abschließen, notieren Sie sich die monatlich anfallenden Kosten dafür. Auch die internen Kosten für Mitarbeiter oder Räumlichkeiten sollten Sie auf lange Sicht einkalkulieren.

Auf diese Weise haben Sie einen deutlich besseren Überblick über die finanziellen Belastungen, die auf Sie zukommen. Das betriebliche Gesundheitsmanagement endet ja nicht einfach irgendwann: Es wird in den Arbeitsalltag und in die unternehmerischen Strukturen eingebaut, damit langfristig eine Verbesserung der Umstände und damit auch ein menschlicher und finanzieller Nutzen entsteht.

Mit einer fixen Summe für die Budgetplanung würden Sie dieser Tatsache nicht gerecht: Sie würde bedeuten, dass das für das BGM zur Verfügung stehende Geld irgendwann aufgebraucht ist. Wichtig ist daher, dass Sie sowohl eine fixe Summe für die anfänglichen einmaligen Investitionen ansetzen als auch eine Aufstellung der monatlichen Kosten vornehmen.


Kosten sparen durch Krankenkassen, Europäischen Sozialfonds und Steuern



Gesetzliche Krankenkassen sind dazu verpflichtet, Maßnahmen zur Problembekämpfung und zur Prävention von Gesundheitseinschränkungen durch ein betriebliches Gesundheitsmanagements zu unterstützen. Allerdings stellen sie bestimmte Anforderungen an die Maßnahmen, sodass der Gesundheitszirkel die Dienstleister nicht nur nach ihrem Preis auswählen darf. Es ist wichtig, dass sich die Zuständigen aus dem Gesundheitszirkel im Vorfeld genau mit den Voraussetzungen für die Förderungen auseinandersetzen.


Hinweis

Die Höhe der Förderungen unterscheidet sich von Kasse zu Kasse – hier gilt es, im Rahmen der Möglichkeiten die passende Wahl zu treffen.

Der Europäische Sozialfonds bietet ebenfalls Fördermöglichkeiten. Diese beziehen sich auf einzelne Maßnahmen, die im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements durchgeführt werden. Um hier eine Förderung zu erhalten, ist es wichtig, dass sich Ihr Unternehmen vor Beginn der geplanten Maßnahme darum bewirbt.

Eine weitere Möglichkeit, die Kosten für das BGM möglichst gering zu halten, ist die Steuerersparnis. Pro Jahr und Mitarbeiter, der die Maßnahmen Ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements nutzt, gibt es einen Freibetrag von 600 Euro. Je nach Umfang Ihrer Maßnahmen kann dieser Punkt stark ins Gewicht fallen.


Der Return on Investment (ROI) des BGM



Wie genau der Return on Investment in Ihrem Unternehmen ausfällt, lässt sich nicht vorhersagen. Die Initiative für Gesundheit und Arbeit (iga) allerdings beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema, stellt Berechnungen an und wertet zahlreiche unterschiedliche Studien aus.

2015 hatte die iga ihre Erkenntnisse aus der Auswertung von 2.400 Studien vorgestellt und erklärt, dass die Wirksamkeit des BGM gut belegt sei: Die krankheitsbedingten Fehlzeiten (Krankenstände) sinken durch das BGM durchschnittlich um ein Viertel. Wirksam sind die Maßnahmen auch hinsichtlich Verbesserungen der physischen und psychischen Gesundheit – speziell dann, wenn bei der Arbeit ein Umfeld geschaffen wird, das die Gesundheitsförderung unterstützt.

Der ROI, das messbare Verhältnis von Investition und Nutzen, liegt im Schnitt bei 1:2,7 durch die Reduktion der krankheitsbedingten Fehlzeiten. Das bedeutet, dass Unternehmer durchschnittlich für jeden ins BGM investierten Euro 2,70 Euro zurückerhält – und in dieser Rechnung sind die vielen anderen positiven betrieblichen Aspekte noch nicht enthalten.

Bei diesen rosigen Aussichten sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass der durchschnittliche ROI sich zusammensetzt aus einer Bandbreite von Ergebnissen zwischen 1:-3,3 und 1:16,1. Unter den 2.400 Studien finden sich natürlich einige Ausreißer, bei denen die Maßnahmen des BGM überdurchschnittlich wirksam waren und die einen hohen finanziellen Nutzen davon hatten. Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch, dass das betriebliche Gesundheitsmanagement durch falsche Planung oder Zielsetzung auch ein finanzielles Fass ohne Boden sein kann: Auf jeden ausgegebenen Euro noch einmal 3,30 Euro draufzahlen zu müssen, ist für einen Unternehmer katastrophal.

Für ein positives Verhältnis von Kosten und Nutzen ist es daher unabdingbar, dass Sie mit korrekten Kennzahlen arbeiten, sich erreichbare Ziele setzen, die Maßnahmen genau auf diese Ziele zuschneiden und ihre Wirksamkeit laufend überprüfen. Ein BGM nach Schema F führt selten zu einem positiven ROI: Es kann sich lohnen, von den Erfahrungen anderer zu profitieren, aber die Ziele und Maßnahmen müssen zwingend individuell für Ihr Unternehmen ausgewählt werden.


Achtung

Rechnen Sie nicht sofort mit einem positiven Return on Investment! Die Kosten für die Implementierung des BGM sind hoch, und bis die positiven Auswirkungen spürbar sind, kann es je nach Art der Probleme und Maßnahmen unterschiedlich lange dauern. Zwar können Sie anhand der Kennzahl laufende Verbesserungen feststellen, aber bis zum finanziellen Nutzen können mehrere Jahre vergehen. Geduld ist gefragt!


Fazit: BGM rechnet sich bei sorgfältiger Planung



Dass das BGM für Ihr Unternehmen finanziellen und anderweitigen Nutzen bringen kann, ist unbestritten. Es handelt sich aber nicht um einen Selbstläufer: Sie müssen die Maßnahmen zunächst finanzieren, wofür eine sorgfältige Budgetplanung nötig ist. Sie sollte langfristig angelegt sein und neben den einmaligen Ausgaben auch ein monatliches Budget für das BGM enthalten. Für einen positiven ROI ist es zudem notwendig, dass die Strategien und Maßnahmen exakt an die Kennzahlen, die Bedürfnisse und die Ziele Ihres Unternehmens angepasst werden.


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