Bimos Magazin - Der BGM-Schwerpunkt Arbeitsplatzgestaltung im Industrie- und Produktionsbereich

Der BGM-Schwerpunkt Arbeitsplatzgestaltung im Industrie- und Produktionsbereich

Ein aktives Gesundheitsmanagement kann Unternehmen im Bereich Industrie für Arbeitnehmer attraktiver machen als die Konkurrenz: Wissen die Fachkräfte, dass eine sinnvolle Arbeitsplatzgestaltung und ergonomische Arbeitsumgebung in der Produktion auf sie warten, kann das für die Jobzusage entscheidend sein. Schließlich war es gerade in diesem Bereich lange Zeit so, dass die Arbeitnehmer oft wegen unergonomischer Gestaltung der Arbeitsplätze nach vielen Jahren der Betriebszugehörigkeit mit Spätfolgen einseitiger Belastung zu kämpfen hatten: Speziell Rücken und Wirbelsäule leiden unter einseitigen Belastungen.

Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) definiert die Ergonomie als "die Lehre von der menschlichen Arbeit, d. h. der optimalen Anpassung der Arbeit an die Eigenschaften und Fähigkeiten des arbeitenden Menschen. Die Ergonomie verfolgt unter Berücksichtigung der Arbeitssicherheit die Ziele Humanität und Wirtschaftlichkeit (beispielsweise Arbeitsablaufoptimierung)." Die Arbeit in Industrieunternehmen und die entsprechende Arbeitsplatzgestaltung möglichst an die Eigenschaften des Menschen und Arbeitsprozesse anzupassen, gelingt heute durch zahlreiche technische Neuerungen besser denn je.

Die Maßnahmen zur ergonomischen Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz in der Produktion durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement sollten sich auf drei verschiedene Bereiche des Arbeitssystems erstrecken, um die bestmögliche Wirkung zu entfalten:

  • die Arbeitsumgebung: welche Einflüsse der Arbeitsumgebung wirken sich negativ auf die Mitarbeiter aus, und gibt es Maßnahmen, mit denen Sie die negativen Auswirkungen minimieren können?
  • den Arbeitsplatz: ist die Gestaltung des Arbeitsplatzes derart, dass die Mitarbeiter so bequem und gesund wie möglich arbeiten können, ohne dass einseitige Belastungen zu Schmerzen und Verspannungen führen?
  • die Arbeitsmittel: sind die Werkzeuge und Maschinen darauf ausgelegt, dem Mitarbeiter den Arbeitsalltag und die Arbeitsprozesse weitestgehend zu erleichtern?


Wenn Sie die Arbeitsplatzgestaltung anhand der Erkenntnisse angehen, die Sie durch diese Fragen gewinnen, erhöhen Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit am Markt: Arbeitgeber, die sich aktiv um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern, sind attraktiv für Fachkräfte.


Praxisbeispiel: Kosten-Nutzen des optimalen Arbeitsplatzes



Wenn die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen im Bereich Industrie unzulänglich sind, kommt es vermehrt zu Erkrankungen der Mitarbeiter. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Kosten für Sie als Unternehmer, wie das Beispiel der Metallindustrie zeigt: In der Studie Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft 2018 wird anhand der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen der AOK-Angehörigen innerhalb eines Jahres untersucht, welche Erkrankungen in welchen Branchen besonders weit verbreitet sind und wie lange die Mitarbeiter jeweils ausfallen.


Das sind die Ergebnisse aus der Metallindustrie

Ein Blick in die Studie macht deutlich, dass ein betriebliches Gesundheitsmanagement im Industrieunternehmen samt optimierter Arbeitsplatzgestaltung nur Vorteile haben kann: Insgesamt machte der Anteil von längerfristigen Erkrankungen von sechs Wochen an aufwärts 40,2 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage in der Metallbranche aus. Diese Art von Erkrankungen nimmt mit steigendem Alter zu, da sie durch langfristige Fehl- oder Überbelastungen entstehen und chronisch werden können. In manchen Fällen lässt sich die Frührente nicht umgehen, und die Mitarbeiter haben langfristig mit Schmerzen und Beeinträchtigungen zu kämpfen.

Die Arbeitsinhalte bestimmen die Ausfalltage mit: Pro AOK-Mitglied gab es 2018 in der industriellen Gießerei 30 Arbeitsunfähigkeitstage. In der spanlosen Metallbearbeitung waren es 29,4 und in der Metallumformung 28,4 Arbeitsunfähigkeitstage. Zum Vergleich: Das Bundesmittel aller Branchen lag bei 19,9 Tagen. Zudem sind 2018 in Deutschland 113 Unfälle in der Metallindustrie passiert, die insgesamt zu 2570 Fehltagen der Betroffenen geführt haben.

Insgesamt lag der Krankenstand in der Metallindustrie 2018 bei 5,9 Prozent und damit leicht über dem vom Vorjahr (5,8 Prozent). Damit setzt sich ein Trend fort, der 2006 begonnen hat: Hier lag der jährliche Krankenstand in der Metallindustrie bei 4,5 Prozent. Seitdem ist er (mit einer Ausnahme im Jahr 2009) kontinuierlich gestiegen.

Interessant ist die Art der Erkrankungen, die zu den Arbeitsausfällen führt: In der Metallindustrie sind Muskel- und Skeletterkrankungen für 23 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich (und machen ganze 25 Prozent der langfristigen Erkrankungen aus). 42 Prozent der Muskel- und Skeletterkrankungen in der Branche betrafen Rücken und Wirbelsäule. Insgesamt waren 41,4 Prozent aller erfassten Krankheiten in der Metallindustrie solche des Muskel-Skelettapparats und des Bindegewebes, und je Fall entfielen auf sie im Schnitt 16 Arbeitstage.

Auffällig ist, dass die Metallindustrie auch überdurchschnittlich viele Fälle von Atemwegserkrankungen zu verzeichnen hat: Während der Schnitt bei AOK-Mitgliedern deutschlandweit bei 52,8 Personen von 100 lag, erkrankten in der Metallindustrie 59,9 von 100 Versicherten an einer Atemwegserkrankung. Im Schnitt kostete dies die erkrankten Personen 6,5 Arbeitstage.

Ebenfalls über dem Bundesschnitt lagen die Arbeitnehmer in der Metallindustrie bei Erkrankungen des Verdauungsapparats: Im Schnitt erkrankten 18,7 von 100 deutschen AOK-Mitgliedern, in der Metallbranche waren es 21,1 von 100. Jede Erkrankung dauerte im Schnitt 6,6 Tage.

Noch leicht über dem Schnitt lagen die Arbeitnehmer in der Metallindustrie bei Erkrankungen des Kreislaufsystems: Während bundesweit 8,1 von 100 AOK-Mitgliedern mit Kreislaufproblemen kämpfen, sind es in der Metallindustrie 9,3 von 100. Allerdings dauert die einzelne Erkrankung im Schnitt auch ganze 17,6 Tage. Ebenfalls zahlreiche Krankentage kosten psychische und Verhaltensstörungen: Zwar liegt hier die Metallindustrie mit 10,2 von 100 Versicherten unter dem Bundesschnitt (11,4 von 100), doch sind pro Fall 25,3 Arbeitsunfähigkeitstage zu rechnen.


Was bedeuten diese Zahlen für den Arbeitgeber?

Jeder einzelne Krankentag eines Mitarbeiters ist ein Tag, an dem Sie als Arbeitgeber Lohn zahlen, während die Arbeit liegenbleibt oder von anderen Kollegen innerhalb des Arbeitssystems mit übernommen werden muss. In letzterem Falle kommt es leicht zu Überlastungen der Mitarbeiter vor Ort, die anteilig das Pensum des kranken Kollegen mit übernehmen müssen: die Leistungsfähigkeit des Einzelnen wird gemindert, Ziele werden nicht erreicht, oder die Qualität der Produkte leidet. Letzteres führt dazu, dass die Kunden mit Ihren Lieferungen weniger zufrieden sind.

Vor allem die Langzeiterkrankungen sind nicht nur für den Arbeitnehmer schmerzhaft und einschränkend, sondern auch für Sie als Arbeitgeber kostenintensiv: Sie zahlen sechs Wochen lang die Gehälter weiter. Oft müssen Sie gleichzeitig für einen zeitweiligen Ersatz sorgen, wenn Ihre anderen Mitarbeiter die Mehrarbeit dauerhaft nicht auffangen können, ohne dass die Qualität leidet. Jeder Arbeitsunfähigkeitstag weniger bedeutet für Sie also bares Geld, und durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement und eine sorgfältige Arbeitsplatzgestaltung können Sie konkret daraufhin arbeiten, dass die Zahl der Fehltage sinkt.


So kann das BGM in der Arbeitsplatzgestaltung nützen

Implementieren Sie ein aktives Gesundheitsmanagement, ist eine der ersten Aufgaben, die Arbeitsplätze und Arbeitsprozesse in Ihrem Unternehmen zu analysieren und zu optimieren. Untersuchen Sie sie vor allem hinsichtlich der oben genannten Beschwerden: Welche Arbeitsplätze und Arbeitsprozesse verlangen von den Mitarbeitern Aufgaben, die den Muskel-Skelettapparat (speziell Rücken und Wirbelsäule) in Mitleidenschaft ziehen? Welche Maßnahmen in der Arbeitsplatzgestaltung können diese Beeinträchtigungen abfedern oder aufheben?

Gehen Sie nach und nach die verschiedenen Beschwerden durch, gleichen Sie sie mit den Krankmeldungen innerhalb Ihres Unternehmens ab und versuchen Sie anhand der Erkenntnisse mittels Arbeitsplatzgestaltung alle Risiken zu minimieren. Vielleicht müssen Sie – je nach Art der Beschwerden – auch die Arbeitsprozesse verändern, also die Arbeitsinhalte auf anderen Wegen umsetzen. Stehen die Mitarbeiter beispielsweise psychisch unter Druck, weil sie kaum in das Geschehen im Unternehmen eingebunden sind, müssen Sie Möglichkeiten finden, die Kommunikation zu verbessern. Und bei oft auftretenden Verdauungsbeschwerden kann es helfen, wenn Sie den Speiseplan der Kantine in Ihrem Unternehmen einer Aktualisierung unterziehen.


Kosten und Nutzen des BGMs

Die Analyse der Arbeitsplätze und der Risikofaktoren und vor allem die Arbeitsplatzgestaltung und die Umsetzung von geeigneten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz in der Produktion kosten Zeit und Geld. Allerdings rentiert sich dieses Vorgehen: Bei einer mangelhaften Arbeitsumgebung kommt es zu

  • verminderter Leistungsfähigkeit, die zu mehr Fehlern und höherem Ausschuss führt
  • Stress bei den Mitarbeitern, was Konzentrationsstörungen, psychisches Unwohlsein und diverse physische Auswirkungen nach sich ziehen kann
  • mangelnder Motivation – warum sollte sich jemand anstrengen, dessen Gesundheit seinem Arbeitgeber egal zu sein scheint?
  • höherer Fluktuation, da die Mitarbeiter in Hoffnung auf Besserung ihrer alltäglichen Arbeitsumstände leichter zur Konkurrenz wechseln
  • höheren Fehlzeiten durch Erkrankungen oder Langzeitbelastungen, die hätten vermieden werden können


Demgegenüber stehen die Vorteile, die die Arbeitsplatzoptimierung als BGM-Maßnahme am Industriearbeitsplatz mit sich bringt:

  • die Mitarbeiter arbeiten produktiver und effizienter
  • die Mitarbeiter sind zufriedener und das Arbeitsklima angenehmer
  • es gibt weniger Arbeitsunfähigkeitstage und damit geringere Kosten
  • die Mitarbeiter bleiben dem Unternehmen länger treu und bewerten es besser als Arbeitgeber, was attraktiv auf neue Fachkräfte wirkt – die Wettbewerbsfähigkeit wird erhöht



BGM-Maßnahmen am Industriearbeitsplatz: Was trägt zum gesunden Arbeiten bei?



Maßnahmen für die Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz in der Produktion sind vielseitig: Sie betreffen verschiedene Regelungen und Gestaltungen. Damit die Maßnahmen greifen können, sollten Sie sie in einem ganzheitlichen Ansatz kombinieren.

Work-Life-Balance

Grundsätzlich sollten Sie als Arbeitgeber berücksichtigen, dass eine gesunde Work-Life-Balance viel zum Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter beiträgt. Das wird vor allem in Zeiten wichtiger, in denen immer mehr Arbeitsschritte auch vom Endgerät aus durchgeführt werden können, in denen also die Arbeitnehmer nicht grundsätzlich vor Ort sein müssen. Am Industriearbeitsplatz kommt das noch seltener vor, doch beachten Sie auch für die Zukunft, dass Arbeitszeit und Freizeit strikt getrennt bleiben sollten: Auch wenn Sie Mitarbeiter haben, die von daheim aus Arbeitsabläufe koordinieren oder überwachen können, sollten Sie sie nicht in der freien Zeit kontaktieren.

Die Frage der richtigen Arbeitsmittel

Ob Ihre Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz stehen, sitzen oder sich bewegen: Sie benötigen dafür die passenden Arbeitsmittel. Ein ergonomischer Arbeitsplatz in der Industrie unterstützt den Mitarbeiter in jeder Position und erlaubt es ihm, eine möglichst gesunde und bequeme Haltung einzunehmen. Dabei ist es wichtig, dass etwa Arbeitsstühle und -tische sich den individuellen Bedürfnissen anpassen lassen und dass sie den Erfordernissen des jeweiligen Arbeitsplatzes gewachsen sind – aus besonders robustem Material bestehen oder leicht zu reinigen sind, etwa.

Manche Arbeitsmittel erleichtern den Mitarbeitern auch aktiv den Arbeitsalltag: Automation und Robotik erlauben das Ausführen schwerer Aufgaben, ohne dass die Angestellten sich anstrengen müssen. Auch das Überbrücken von Entfernungen oder die leichtere Überwachung und Kontrolle bestimmter Arbeitsabläufe sind dank der technischen Neuerungen leichter möglich. Bei der modernen Arbeitsplatzgestaltung gehen also Ergonomie und Technik Hand in Hand.


Richtiger Einsatz der Arbeitsmittel – Bewegung am Arbeitsplatz

Die passenden Arbeitsmittel zu bieten, heißt noch lange nicht, dass sie auch richtig eingesetzt werden: Bei der Bewegung am Arbeitsplatz kann noch vieles schiefgehen. Daher sollten Sie bei der Arbeitsplatzanalyse gleich auch prüfen lassen, inwieweit die wiederholten Bewegungen der Mitarbeiter sich belastend auf bestimmte Körperteile auswirken. Die Erkenntnisse lassen sich praktisch umsetzen: Schulungen zu korrekten Einstellungen und der richtigen Nutzung der Arbeitsmittel können den Mitarbeitern Wege aufzeigen, wie sie die einseitigen Belastungen mindern und so Langzeitfolgen vorbeugen können.


Unterschiede & Gemeinsamkeiten: Gesunder Arbeitsplatz in Büro, Produktion, Industrie



Auch wenn sich die Arbeitsplätze im Büro und in der produzierenden Industrie in vielerlei Hinsicht unterscheiden, gibt es doch gewisse Gemeinsamkeiten. Einige der Wege und Maßnahmen, sie möglichst angenehm und gesundheitsfreundlich zu gestalten, lassen sich also auf alle Arbeitsplätze anwenden. Das gilt vor allem an den Stellen, an denen die Mitarbeiter im Sitzen arbeiten.


Das macht einen gesunden Arbeitsplatz im Büro aus

Im Büro arbeiten die Mitarbeiten überwiegend am PC. Das ermüdet die Augen und führt leicht zu Verspannungen im Nacken und in den Schultern, die wiederum Kopfschmerzen hervorrufen können. Das lange Sitzen birgt zudem weitere Risiken: Die Mitarbeiter bewegen sich zu wenig und entwickeln häufig Kreislaufprobleme oder Übergewicht. Die richtige Arbeitsplatzgestaltung ist aber bereits gut erforscht: Wichtig im Büro sind

  • angemessene Helligkeit
  • angenehme Raumtemperaturen (bei leichter Arbeit im Sitzen schreibt die Arbeitsstättenverordnung 20 Celsius Grad vor)
  • weitestgehende Stille (im Großraumbüro sind daher Maßnahmen zu ergreifen, um den Lärm durch die zahlreichen Kollegen zu dämpfen)
  • ein ergonomischer Arbeitsstuhl


Die Richtlinien für einen angemessenen Arbeitsstuhl sind in der DIN EN 1335 festgelegt. Der Stuhl muss in der Höhe verstellbar sein, damit alle Kollegen ihn an ihre Körpergröße anpassen können. Eine höhenverstellbare Rückenlehne trägt ebenfalls zum optimalen Sitz bei; sie sollte jeweils den unteren und mittleren Rücken stützen. Richtig sitzt der Mitarbeiter, wenn seine Arme bei auf dem Tisch ruhenden Händen einen 90°-Winkel bilden. Der Blick sollte bei aufrechtem Sitz leicht schräg nach unten auf den Bildschirm gerichtet sein, der seinerseits mindestens 50 Zentimeter vom Gesicht entfernt sein sollte.

Die Oberschenkel, die auf der Sitzfläche ruhen, bilden zum Torso einen 90°-Winkel. Zwischen den Kniekehlen und der im Idealfall sanft abgerundeten vorderen Seite der Sitzfläche sind noch drei bis vier Zentimeter Platz. Die Unterschenkel können leicht nach vorn gestreckt sein. Für manche Mitarbeiter empfiehlt sich hier noch ein kleiner Fußhocker.

Falls die Bürostühle über Armlehnen verfügen, sollten die darauf abgelegten Unterarme etwa einen rechten Winkel zu den Oberarmen bilden. Dies entlastet die Schulter- und die Nackenmuskulatur: Diese trägt sonst das Gewicht der Arme bei der Arbeit.

Manche Büros verfügen über Arbeitstische, die ihren Mitarbeitern auch die Steharbeit erlauben. Diese Tische können so hoch ausgefahren werden, dass die Mitarbeiter ihren üblichen Bürojob im Stehen erledigen können. Diese Arbeitsplatzgestaltung erlaubt also während des Tages das flexible Umschalten vom Sitzen zum Stehen – das ist gesünder, als den ganzen Tag allein im Sitzen zu arbeiten.

Um grundsätzlich den Risiken des langen Sitzens vorzubeugen und auch die Augen zu entlasten, die sonst stundenlang auf den Bildschirm gerichtet sind, müssen die Mitarbeiter Pausen einlegen. Besser als eine längere Pause wirken sich mehrere kurze Unterbrechungen aus. Ideal ist es, wenn die Mitarbeiter sie im freien an der frischen Luft verbringen und ein paar Schritte gehen. Alternativ können sie auch einige Sport- oder Gymnastikübungen durchführen, die die verspannten Muskeln im Schulter- und Nackenbereich auflockern.

Einige kleine Besonderheiten lassen sich an jedem Büroarbeitsplatz einrichten: Wer den Papierkorb nicht neben dem Arbeitsplatz aufstellt oder zum Drucker einmal den Flur hinabgehen muss, steht zwischendurch schneller einmal auf. Schulungen oder Mails mit Tipps zur Gestaltung des Alltags an die Mitarbeiter können hier helfen: Raten Sie den Angestellten, sich häufiger einen Tee in der Küche zuzubereiten, beim Kollegen im Nachbarbüro nicht anzurufen, sondern ihn direkt zu fragen, oder statt des Aufzugs die Treppe zu nehmen. Es gibt relativ viele Möglichkeiten, Bewegung ins Büroleben zu integrieren, die aber häufig aus Bequemlichkeit vernachlässigt werden.

Auch hinsichtlich der Gefährdung durch Übergewicht im Arbeitsalltag im Sitzen können Unternehmer einiges tun: Wer im Unternehmen eine eigene Kantine hat, kann kalorienarme und/oder vegetarische Gerichte anbieten lassen. Auch ein Obstkorb in der Küche hat gleich mehrerlei positive Auswirkungen: Die Mitarbeiter holen sich hier einen gesunden Snack, statt zu Süßigkeiten zu greifen, und bekommen gleichzeitig ihre Portion Vitamine. Wer zudem am Arbeitsplatz kostenlos Wasser anbietet, hält seine Mitarbeiter nicht nur hydriert, sondern beugt auch dem übermäßigen Konsum von Limonaden und süßen Säften vor.


Diese Maßnahmen helfen in Unternehmen im Bereich Produktion

An allen Industriearbeitsplätzen, an denen die Mitarbeiter während der Arbeit sitzen, gelten die gleichen Regelungen wie für den Büroarbeitsplatz: Der Körper muss bequem sitzen können und gestützt werden. Letzteres ist umso wichtiger, je mehr Kraft von außen auf den Sitzenden einwirkt. Bedient der Mitarbeiter etwa Maschinen, die sich stark bewegen, muss der Stuhl gegebenenfalls mechanische Einwirkungen abfedern können.

Bei der angemessenen Temperatur am Arbeitsplatz zeigen sich die ersten Unterschiede: Da am Produktionsarbeitsplatz in den meisten Fällen Arbeit verrichtet wird, bei der sich die Mitarbeiter mehr bewegen als im Büro, wird die Temperatur hier etwas niedriger angesetzt. Bei mittlerer Arbeit im Sitzen empfiehlt die Arbeitsstättenrichtlinie 19 Grad Celsius, ebenso bei leichter Arbeit, die im Stehen oder Gehen verrichtet wird. Bei mittlerer Arbeit im Stehen oder in Bewegung werden 17 Grad Celsius empfohlen und bei schwerer Arbeit sogar nur 12 Grad Celsius.

Wiederum ähnlich wichtig wie im Büro ist die angemessene Helligkeit: Sowohl am Schreibtisch wie am Produktionsarbeitsplatz muss es so hell sein, dass die Mitarbeiter alles Wichtige genau erkennen können, ohne den Kopf nach vorn zu neigen und eine unnatürliche Haltung einzunehmen.

Die BGM-Maßnahme am Arbeitsplatz in der Industrie fällt etwas anders als die am Büroarbeitsplatz: Während Letztere durch Teppiche oder Lärmschutzwände umgesetzt wird, ist in der Produktion oft der individuelle Lärmschutz durch Kopfhörer unumgänglich. Zwar können auch Lärmschutzwände einiges vom Schall der benachbarten Arbeitsplätze schlucken, oft reicht das aber nicht aus.

Steht oder geht der Mitarbeiter bei der Arbeit, sollten Sie die Bewegungsabläufe genau betrachten: Welche Bewegungen werden immer wieder aufs Neue ausgeführt, und klagen die Mitarbeiter über Schmerzen in Rücken, Nacken oder Armen? Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Sie als Unternehmer darauf reagieren können, wenn Sie ein betriebliches Gesundheitsmanagement einführen.

Die Maßnahmen in der Arbeitsplatzgestaltung umfassen dabei ein Neuarrangement der Arbeitsmittel, um die Abläufe zu optimieren, oder die Anschaffung neuer Arbeitsmittel, falls sie sich als besser geeignet erweisen. Letzteres können neben Arbeitsstühlen, Stehhilfen und Arbeitstischen etwa ergonomische Werkzeuge sein. Aber auch Roboter oder automatisierte Hilfen übernehmen Bewegungen für den Mitarbeiter, die Belastungen oder Schmerzen hervorrufen.

Nach der Arbeitsplatzanalyse wissen Sie unter anderem, welche Bewegungen Ihrer Mitarbeiter risikoreich sind. Gibt es keine Möglichkeit, diese Bewegungen durch Automation unnötig zu machen, können Sie Fachleute anheuern, die Ihren Mitarbeitern alternative Bewegungsabläufe zeigen, mit denen sie die Belastungen auf verschiedene Körperbereiche verteilen können. So wird die Belastung zum Beispiel teilweise vom Rücken auf die Beine übertragen, und es kommt nicht so schnell zu Schmerzen. Durch Schulungen gehen diese neuen Bewegungen Ihren Mitarbeitern in Fleisch und Blut über.

Durch ein aktives Gesundheitsmanagement können Sie außerdem den Mitarbeitern neben optimierten Arbeitsplätzen auch Sport- oder Trainingsmöglichkeiten anbieten, die ganz gezielt die Muskulatur ansprechen, die bei der Arbeit zum Risikobereich zählt. Gerade Rücken- und Wirbelsäulentraining kann hier schweren Langzeitschäden vorbeugen. Es ist möglich, dass Sie bestimmte Kurse im Unternehmen anbieten lassen, oder Sie vereinbaren eine Kooperation mit einem Fitnessstudio in der Nähe. Wenn Sie die Kosten für die Trainingseinheiten übernehmen oder Rabatte aushandeln, sind viele Mitarbeiter bereit, die Chance wahrzunehmen.

Ebenfalls als hilfreich haben sich Massagen erwiesen, die während der Arbeitszeit im Unternehmen angeboten werden können: Manche Fachkräfte haben sich darauf spezialisiert, tagsüber in Unternehmen zu kommen und hier die Mitarbeiter zu massieren. Solche Angebote wirken sich positiv nicht nur auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus, sondern auch auf ihre Stimmung.


Fazit: So bewerben sich Unternehmen mit BGM bei den Fachkräften



Durch ein aktives Gesundheitsmanagement können Unternehmen im Bereich Industrie ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Stellen die Mitarbeiter fest, dass ihre Bedürfnisse und ihre Beschwerden wahrgenommen werden und dass Sie Maßnahmen ergreifen, um die Arbeit gesünder und angenehmer zu gestalten, verändert sich das Klima am Arbeitsplatz in einer Art Aufwärtsspirale:

  • die Mitarbeiter fühlen sich ernst genommen
  • die körperliche Belastung sinkt, wodurch Schmerzen weniger werden
  • die Konzentrationsfähigkeit steigt
  • die Produktion verläuft effektiver und die Mitarbeiter bringen gute Qualität hervor
  • die Ziele werden erreicht
  • Ihre Kunden sind zufrieden, weil Sie hochwertige Produkte zuverlässig und pünktlich liefern können
  • die Fehlzeiten der Mitarbeiter gehen zurück
  • die quantitative Belastung der Mitarbeiter vor Ort sinkt, weil weniger Krankschreibungen stattfinden
  • die Motivation steigt durch die Erfolgserlebnisse, das angenehmere Arbeiten und die Tatsache, dass der Arbeitgeber sich für seine Mitarbeiter einsetzt
  • die Kosten für die Lohnfortzahlungen sinken
  • die Fluktuation der Mitarbeiter geht zurück, weil es weniger Kündigungen gibt
  • Sie müssen weniger oft nach neuen Mitarbeitern suchen
  • Ihre Mitarbeiter bewerten Sie als Arbeitgeber besser auf den einschlägigen Plattformen
  • Fachkräfte fühlen sich durch die positiven Bewertungen angesprochen
  • Sie haben im Kampf um begehrte, gut ausgebildete Fachkräfte gegenüber Ihren Konkurrenten die Nase vorn


Tatsächlich können Änderungen am Arbeitsplatz in der Industrie noch weitreichendere positive Folgen nach sich ziehen: Durch Automation und verbesserte Arbeitsabläufe können Sie unter Umständen Ihre Ziele neu setzen und sich vergrößern. Dies wiederum setzt voraus, dass Sie neue Fachkräfte finden – was dank des positiven Feedbacks Ihrer Mitarbeiter und der angenehmen Arbeitsbedingungen, die Sie bieten, kein Problem darstellen sollte. Kurz: Sie verbessern die Arbeitssituation für Ihre Mitarbeiter und sorgen letzten Endes dafür, dass Ihr Unternehmen floriert.


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