Bimos Magazin - Kontrollmechanismen im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Kontrollmechanismen im BGM

Der Schlüssel für nachhaltige Veränderungen mithilfe des betrieblichen Gesundheitsmanagements in Ihrem Betrieb liegt in unterschiedlichen Schritten. Legen Sie besonderen Fokus auf die Evaluation durchgeführter Maßnahmen, steuern Sie bewusst daraus resultierende Interventionen und behalten Sie den Überblick über das gesamte Management. Ein Garant für den Erfolg des BGM ist dabei die stetige Kontrolle aller ablaufenden Prozesse und Strukturen. Sie soll den Führungskräften und Verantwortlichen des BGM dabei helfen, ihre Aufgabe, die Gesundheit des Unternehmens und der Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern, zu erfüllen. Dazu bieten sich auf verschiedenen Ebenen des BGM unterschiedliche Möglichkeiten.


Gesundheitskontrolle mit Kennzahlen



Das Ziel in der Gesundheitskontrolle ist die Unterstützung der Planung, Beeinflussung und Analyse der Gesundheit im Unternehmen und bei den Mitarbeitern. Dazu werden die Ergebnisse einer durchlaufenen Umsetzung von Maßnahmen betrachtet. Diese sind Zielgrößen körperlicher und seelischer Gesundheit auf individueller, aber auch kollektiver Ebene, die auch Kennzahlen genannt werden. Es wird zwischen subjektiven wie den Wohlbefindensindikatoren (z.B. der WHO-5 Fragebogen) und objektiven Kennzahlen wie der Krankenstandsquote von Mitarbeitern unterschieden. Diese werden zum Beispiel über den Gesundheitsbericht der Krankenkassen oder Gesundheitsbefragungen auf der Arbeit bestimmt.

Zentrale Fragen der Gesundheitskontrolle können sein: „Wie steht es um die körperliche und seelische Mitarbeitergesundheit?“ „Wie wird sich die Gesundheitssituation entwickeln?“ oder „Wie können psychische Krisen früh erkannt werden?“. Mit diesen fokussieren Sie sich auf die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter und erhalten einen Überblick über den Gesundheitszustand Ihres Betriebes mithilfe von messbaren Kennzahlen. Entsprechende Maßnahmen können dadurch gezielter formuliert und umgesetzt werden. Außerdem haben Sie bei einer weiteren Erhebung von Kennzahlen die Möglichkeit, auf ältere Daten zurückzugreifen und Vergleiche zu ziehen. So wird der Erfolg Ihrer Maßnahmen messbar.


Kontrolle der Einflussgrößen von Gesundheit



Eine Annahme im betrieblichen Gesundheitsmanagements ist es, dass die Gesundheit einzelner und des ganzen Unternehmens durch bestimmte Faktoren beeinflussbar ist. Die Arbeitsbedingungen Ihres Betriebes können die Gesundheit der Mitarbeiter positiv oder negativ prägen. Man spricht von Einflussgrößen der Gesundheit. An diesen wird vorrangig mithilfe festgesetzter Maßnahmen angesetzt, um dann wiederum körperliche und seelische Gesundheit zu beeinflussen. Die Einflussgrößen sollen in der Kontrolle zunächst erfasst und dann gesteuert werden.

Die Einflussgrößen werden in folgende Kategorien unterteilt:

  1. Risikofaktoren
    1. Verhaltensindikatoren (z.B. Bewegungsmangel)
    2. Verhältnisindikatoren (z.B. Arbeitsintensität)
  2. Schutzfaktoren
    1. Verhaltensindikatoren (z.B. gesündere Ernährung)
    2. Verhältnisindikatoren (z.B. soziale Unterstützung)

Verhaltensindikatoren können häufig nur über Gesundheitsbefragungen erhoben werden. Verhältnisindikatoren dagegen werden meist mithilfe regelmäßiger Mitarbeiterbefragungen und Gefährdungsbeurteilungen ermittelt. In der Gefährdungsbeurteilung werden alle relevanten Gefährdungen und Belastungen analysiert, denen die Mitarbeiter im Zuge ihrer beruflichen Tätigkeit ausgesetzt sind.

Fragen zur Kontrolle der Einflussgrößen von Gesundheit sind unter anderem: „Wie steht es um die Gesundheitsbedingungen und das Gesundheitsverhalten im Unternehmen?“ oder „Bei welchen Einflussgrößen der Gesundheit besteht Handlungsbedarf in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung?“. Ähnlich wie bei den Kennzahlen dient die Erhebung und regelmäßige Kontrolle der Einflussgrößen als Überblick über Ihre betriebliche Situation. Problemstellen und Verbesserungen der Gesundheit können damit identifiziert und gezielt angegangen werden.


Regulierung und Evaluation umgesetzter Maßnahmen



Evaluiert wird quantitativ und qualitativ. Die geplanten und tatsächlich umgesetzten Maßnahmen, ihre Wirkung und die Voraussetzungen für ihre erfolgreiche Einfügung stehen dabei im Fokus. Die Kontrolle der Qualität wird in folgende Kategorien unterteilt:

  1. Strukturqualität: Hier rückt die Qualität der Struktur der Maßnahmen in den Fokus. Überprüfen Sie die verschiedenen Arten Ihrer Maßnahmen. Welche Maßnahmen wurden auswelchem Grund aufgestellt? Welche und wie viele Maßnahmen basieren auf nachgewiesenen Wirkungen? Welche sind spezifisch genug formuliert und damit tatsächlich erfolgsversprechend?


  2. Prozessqualität: Legen Sie das Augenmerk auf die Abläufe des BGM. Stellen Sie eine hohe Prozessqualität Ihrer Verfahrensweisen sicher. Welche Instrumente oder Methoden werden für die Umsetzung bestimmter Maßnahmen herangezogen? Sind diese im Bereich des BGM anerkannt und in der Praxis wirkungsvoll eingesetzt worden?


  3. Ergebnisqualität: Untersuchen Sie den Erfolg Ihrer Maßnahmen. Mithilfe von Evaluationen und dem Vergleich mit vorher erhobenen Daten lässt sich messen, ob eine aufgestellte Maßnahme das gewünschte Ergebnis erzielen konnte. Konnte zum Beispiel das eingerichtete Rückentraining für Ihre Mitarbeiter tatsächlich die gesundheitlichen Beschwerden der Beschäftigten senken? Bedarf es vielleicht weiterer Angebote oder noch mehr Aufklärung?

Die Evaluation der Maßnahmen kann dabei zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden. Stellen Sie sich die Frage, welches Ziel Sie mit der Evaluation verfolgen. Sie wird dafür in 3 Arten gegliedert:

  1. Strukturevaluation: Sie wird zu Beginn eines Projektes durchgeführt. Die Ausgangslage Ihres Unternehmens, die Analyse des Ist-Zustandes, soll herausgearbeitet werden. Ihre Rahmenbedingungen und Ressourcen werden identifiziert, um unter anderem die bereitsbestehenden Bestandteile für ein erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement herauszukristallisieren und im weiteren Prozess zu nutzen. Viele Unternehmen besitzen beispielsweise schon vor dem Einsetzen des BGM eine aufbereitete Fehlzeitenstatistik, die in eine Strukturevaluation mit eingearbeitet werden kann. Für die Strukturevaluation können sowohl Kennzahlen als auch Einflussgrößen erhoben werden, um einen voll umfassenden Überblick über die gesundheitliche Lage Ihres Betriebes zu erhalten.

    Aus ihr folgt wiederum die Interventionsplanung. Hier wird aus allen gesammelten Ergebnissen Ihrer Evaluation ein Gesamtfazit gezogen. Die Interventionsplanung hilft Ihnen dabei, Problemfaktoren wie beispielsweise hohe gesundheitliche Beschwerden und damit einhergehende steigende Fehlzeiten zu identifizieren. Aus dieser Feststellung können nun notwendige Interventionen abgeleitet werden.


  2. Prozessevaluation: Während des Projektes wird hier die Abwicklung der Maßnahmen und deren Wirkungen kontrolliert. Untersuchen Sie auch einzelne Maßnahmen immer wieder hinsichtlich ihrer Wirksamkeit. Dies eignet sich beispielsweise direkt nach ihrer Einführung, um die Akzeptanz und Bewertung dieser bei Ihren Mitarbeitern zu erfragen und daraufhin Verbesserungen der Maßnahme vorzunehmen. So werden weder finanzielle noch personelle Ressourcen unnötig verschwendet und gesundheitliche Veränderung kann gezielt und effizient angegangen werden. Umgesetzt werden kann dies beispielsweise mithilfe von Mitarbeiterbefragungen.


  3. Ergebnisevaluation: Am Ende des Projektes erfolgt die Ergebnisevaluation. Sie umfasst die Beurteilung der Wirksamkeit einer Maßnahme. Ergebnisse der Strukturevaluation können hier erneut hinzugezogen und mit neu erhobenen Analysen verglichen werden. So haben Sie einen direkten Vorher-Nachher-Vergleich des gesundheitlichen Zustandes Ihres Betriebes. Dies kann zum Beispiel in Form einer wiederholten Arbeitsplatzanalyse oder Nachbefragung Ihrer Mitarbeiter passieren. Ihre zuvor festgesetzten Ziele für das BGM können auf ihre Effektivität hin untersucht und gesundheitliche Verbesserungen sichtbar gemacht werden.


Steuerung und Kontrolle der BGM-Strukturen und Prozesse



Im Rahmen des BGM sollen die Strukturen, Prozesse und Ergebnisse sowie die gesundheitsorientierte Führungsarbeit gesteuert und kontrolliert werden. Sie werden hinsichtlich ihrer Qualität, Effektivität und Effizienz hinterfragt und bewertet. Um eine solche Einschätzung durchführen zu können, ist es wichtig, als Unternehmen einen Sollstandard zu haben. Dieser orientiert sich meist an der herrschenden Meinung von BGM-Experten und Studien, die verschiedene Managementmethoden getestet haben. Vergleichen Sie den idealen Zustand mit Ihrem derzeit vorherrschenden Ist-Zustand im Unternehmen und nutzen Sie das Ergebnis als Leitbild für Verbesserungen. Fragen für die Steuerung und Kontrolle von Strukturen sind beispielsweise „Ist das BGM richtig aufgestellt?“ und „Sind die BGM-Strukturen (Budget, Steuerungskreis, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten, Dezentralisierungsgrad, Managementqualifikation etc.) vorhanden und zielorientiert gestaltet?“.

Zentrales Element ist hierbei der Gesundheitszirkel. Mit seiner meist hierarchieübergreifenden Zusammensetzung aus sowohl Mitarbeitern als auch Vorgesetzten kümmert sich dieser Arbeitskreis um konkrete oder noch unklare Problemlagen, die Themen wie die Arbeitsqualität, die Mitarbeiterzufriedenheit oder die Belastung während der Arbeit betreffen. Er ist im gesamten Prozess des BGM involviert und ist damit dazu aufgefordert, die laufenden Prozesse, Strukturen und Interventionsplanungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu hinterfragen und zu bewerten.


Fazit: Mit dem richtigen Controlling zum nachhaltigen Erfolg



Kontrollmechanismen im BGM finden auf unterschiedlichen Ebenen statt und ermöglichen es dem Unternehmen, getätigte Planungen und Maßnahmen immer wieder zu bewerten und zu korrigieren. Dazu bietet sich ein Kontrollzyklus an, bei dem regelmäßig in verschiedenen Bereichen Analysen durchgeführt und ausgewertet werden. Nur so können Problemfaktoren ganzheitlich und langfristig aufgelöst werden. Das betriebliche Gesundheitsmanagement lebt von nachhaltigen Entwicklungen. Da Menschen und Mitarbeiter eben keine Maschinen sind, brauchen Prozesse und Antworten auf Missstände ihre Zeit. Bleiben Sie dabei immer offen für Korrektur und Neuausrichtung der Ziele, denn Nachhaltigkeit im betrieblichen Gesundheitsmanagement wird Ihnen auch nachhaltigen Erfolg im gesamten Unternehmen verschaffen.


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