Bimos Magazin - Der ergonomische Arbeitsstuhl - Was ist das eigentlich?

Der ergonomische Arbeitsstuhl - Was ist das eigentlich?

Im Alltag vieler erwerbstätiger Menschen wird überwiegend gesessen. Bei der Arbeit, im Auto und zu Hause sind sie meist sitzend anzutreffen. Damit verlangen sie ihrem Rücken Höchstleistungen ab, denn er ist nicht in der Lage, dieser einseitigen Dauerbelastung lange standzuhalten. Die Überlastung des Rückens ist nicht nach mehreren Stunden oder Tagen spürbar, sondern erst nach Wochen oder Monaten. Dauerhafte Schädigungen der Wirbelsäule sind die Folge. Ein ergonomischer Arbeitsstuhl schafft Abhilfe. Doch was genau macht einen ergonomischen Arbeitsstuhl aus?


Die Grundlagen der Ergonomie



Um einen ergonomischen Arbeitsstuhl zu erkennen, ist es wichtig, über das Prinzip der Ergonomie informiert zu sein. Denn die Bezeichnung „ergonomischer Arbeitsstuhl“ ist nicht geschützt. Jeder Stuhl kann diese Bezeichnung tragen ohne tatsächlich ergonomisch zu sein.
Ergonomie ist die Lehre der optimalen Bedingungen am Arbeitsplatz. Sie umfasst also nicht nur das Sitzmöbel, sondern das gesamte Arbeitsumfeld mit Arbeitsmitteln und Umgebungsbedingungen. Hinter dem Begriff „Ergonomie“ steht ein komplexes Konzept zur gesunden Arbeitsplatzgestaltung. Ein räumlich und zeitlich optimierter Arbeitsplatz gilt als ergonomisch. Ziel der Ergonomie ist es, den arbeitenden Menschen so wenig wie möglich zu ermüden oder durch seine Arbeit zu schädigen. Der Arbeitsstuhl ist bei vielen Arbeiten die Schnittstelle zwischen Mitarbeiter und Arbeitsplatz. Je gesünder und bequemer der Mitarbeiter sitzt, desto effektiver und qualitätsbewusster arbeitet er.


Gesundes Sitzen am Arbeitsplatz – So geht es



Im Zuge der Digitalisierung wurden bereits zahlreiche Arbeitsgänge, die früher Bewegung erfordert haben, überflüssig. Der Mensch sitzt vor dem Bildschirm und bewegt sich nur unzureichend. Das führt zu degenerierten Muskeln, Verspannungen und Rücken- und Kopfschmerzen. Mit schmerzenden Knochen und Muskeln ist an Sport nach der Arbeit oft nicht zu denken, um den Bewegungsmangel auszugleichen.

Gesundes und aktives Sitzen ist die Lösung. Ein ergonomischer Arbeitsstuhl unterstützt die körperliche Aktivität während der Arbeit. Gesundes Sitzen besteht aus zwei Komponenten: Ein Arbeitsstuhl, der sich an die Körpermaße des Sitzenden anpassen lässt und Bewegung während der Arbeit. Auch im Sitzen ist Bewegung wichtig. Drehen, Wenden, Strecken sind Bewegungen, die ganz nebenbei erfolgen können. Der Gang in das Büro der Kollegen oder ein Spaziergang in der Mittagspause ergänzen das aktive Sitzen.

Gesundes Sitzen wird nicht vom Arbeitsstuhl initiiert. Der Mitarbeiter muss sich selbst zur Aktivität disziplinieren. Ein guter Stuhl unterstützt und fördert jedoch die Bewegung, indem er den Rücken stützt und durch eine Sitzdynamik zu regelmäßigen Haltungswechseln animiert. Dieses dynamische Sitzen sorgt dafür, dass die Muskeln in Bewegung bleiben und sich nicht verhärten oder verspannen. Die Bandscheiben werden durch die regelmäßige Bewegung entlastet und die Haltungswechsel erlauben es ihnen, sich ständig zu regenerieren. So bleiben sie geschmeidig. Ein Bandscheibenvorfall wird vermieden.

Wichtig ist es, den Rücken auch bei Haltungswechseln immer gerade zu halten. Anfangs ist das sehr anstrengend. Der Wechsel in eine bequemere Haltung wird zu Beginn oft nötig sein, doch es ist empfehlenswert, die aufrechte Sitzposition jederzeit zu trainieren. Dadurch wird die Rückenmuskulatur gestärkt und der Rücken ist besser in der Lage, die Belastungen des Alltages zu tragen.


Die Basis für gesundes Sitzen: Der ergonomische Arbeitsstuhl



Für das dynamische Sitzen ist der Arbeitsstuhl das zentrale Element. Er ermöglicht und fördert Bewegungen im Sitzen und unterstützt dabei den Körper. Beim lebendigen Sitzen auf einem geeigneten Stuhl wird die Wirbelsäule entlastet und der Körper ermüdet weniger schnell. Der ergonomische Arbeitsstuhl passt sich an jede Bewegung des Körpers an und stützt ihn. Um diese Funktionen ohne Einschränkung erfüllen zu können, muss der Arbeitsstuhl mit wichtigen Merkmalen ausgestattet sein. Nicht jeder Stuhl unterstützt das aktive Sitzen. Die Mechaniken, die Lehnen und die Sitzfläche müssen dafür ausgelegt sein. Nur dann kann er folgende Aufgaben erfüllen:

  • Den Körper insbesondere in der Wirbelsäule abstützen,
  • Fehlhaltungen korrigieren,
  • Wechsel der Sitzhaltung fördern,
  • an den Sitzenden anpassen und für ihn sicher sein.


Ergonomie am Montagearbeitsplatz


Was einen ergonomischen Arbeitsstuhl ausmacht

Oft werden einfache Drehstühle mit ergonomischen Arbeitsstühlen verwechselt. Zum ergonomischen Sitzen gehört jedoch mehr als ein Fußkreuz mit Rollen und ein Hebel zur Höhenverstellung. Beim Kauf eines ergonomischen Arbeitsstuhls muss auf weitere Merkmale geachtet werden, damit er seinen Aufgaben nachkommen kann.

Höhenverstellbarkeit der Arbeitsstühle

Jeder Mensch ist anders und darum ist das gesunde Sitzen für jeden mit unterschiedlichen Voraussetzungen verbunden. Der ergonomische Arbeitsstuhl muss sich an diese Voraussetzungen anpassen können. Dafür ist eine Verstellbarkeit aller Komponenten sehr wichtig. Die Höhenverstellung ist die bekannteste Funktion eines ergonomischen Arbeitsstuhls. Die richtige Sitzhöhe ist abhängig von der Länge der Unterschenkel, der Fußstellung und dem Schuhwerk. Ideal ist die Sitzhöhe, wenn die Füße fest auf dem Boden stehen und dabei die Knie im 90°-Winkel gebeugt sind. Die Arme sollten im Ellbogen ebenfalls im 90°-Winkel gebeugt sein, wenn sie auf dem Tisch aufliegen. Ist der Tisch zu hoch, kann mit einer großflächigen Fußstütze ausgeglichen werden.

Anpassbare Armlehnen

Richtig eingestellte Armlehnen entspannen die Schulter- und Nackenmuskulatur. Um die Armlehnen für jeden Menschen richtig nutzen zu können, sollten sie nicht nur in der Höhe, sondern auch in der breite flexibel sein. Ihre Breite ist gut eingestellt, wenn die Arme bequem aufliegen können und die Ausübung der Tätigkeit nicht gestört wird. Die Höhe ist ideal, wenn der Ellbogen im 90 °-Winkel gebeugt ist.

Dynamische Rückenlehne

Die Rückenlehne gehört zu den wichtigsten Elementen des ergonomischen Arbeitsstuhls. Sie sollte die natürliche S-Form der Wirbelsäule unterstützen. Neben der passenden Form ist auch die Höhe wichtig. Die Lehne muss so einstellbar sein, dass sie bei jedem Benutzer mit der Oberkante mindestens auf Höhe der Schulterblätter sitzt. Ist die Lehne nicht höhenverstellbar, sollte eine Lordosenstütze in die Rückenlehne integriert sein, damit die Vorkrümmung der Lendenwirbelsäule unterstützt wird. Der Rücken sollte immer Kontakt zur Lehne haben. Auch bei einer leicht vorgebeugten Haltung kann die Lehne dadurch dem Rücken Halt geben. Dafür muss die Rückenlehne dynamisch sein. Das bedeutet, dass sie der Bewegung des Sitzenden folgt und der Druck auf das Körpergewicht eingestellt ist.

Arbeitsstühle mit verstellbarer Sitzfläche

Der ideale Sitz ist ebenfalls dynamisch und folgt den Bewegungen des Sitzenden. Außerdem ist die Sitzfläche eines ergonomischen Arbeitsstuhls verstellbar, um die Sitztiefe anzupassen. Nur dadurch können kleine Menschen genug Beckenhalt an der Rückenlehne und große Menschen ausreichende Auflagefläche für die Oberschenkel finden. Hat der Rücken vollen Kontakt zur Rückenlehne, sollte zwischen der Vorderkante der Sitzfläche und der Kniekehle eine Hand breit Platz sein, damit genügend Bewegungsfreiheit beim Sitzen gegeben ist. Um die Blutzirkulation beim Sitzen nicht zu behindern, ist außerdem eine abgerundete Vorderkante zu empfehlen.

Synchronmechanik

Ein optimaler ergonomischer Arbeitsstuhl ist mit einer Synchronmechanik ausgestattet, die die Bewegung beim Sitzen fördert. Neigt der Körper sich nach vorn, folgen sowohl die Sitzfläche als auch die Rückenlehne. Das führt dazu, dass trotz der vorgebeugten Haltung der Rücken gerade bleibt und die Blutzirkulation in den Beinen weiterhin gegeben ist. Die Synchronmechanik ist ein entscheidendes Kriterium für einen ergonomischen Arbeitsstuhl, denn durch sie ist die Bewegung im Sitzen erst möglich. Menschen, die zu konzentriert bei der Arbeit sind und die Bewegung vergessen, verändern mit einer Synchronmechanik ihre Position automatisch immer wieder im Laufe des Arbeitstages.

Hochwertiges Material

Das Material der Polsterung vermeidet im Idealfall Wärme- und Feuchtigkeitsstauungen. Dafür muss es atmungsaktiv und hochwertig sein. Außerdem ist Haltbarkeit wichtig. Die Polster dürfen nicht nach kurzer Zeit der Belastung nachgeben. Sonst entstehen unangenehme Druckpunkte. Dies ist auch der Fall, wenn die Polster zu weich sind. Die Polsterung muss ein angenehmes Sitzen ermöglichen, doch robust genug sein, um die tägliche Belastung ohne bleibende Spuren auszuhalten.

Sitzfederung

Eine Gasfederung ist ein angenehmes Extra, wenn häufig aufgestanden werden muss. Die Gasfederung dämpft das Hinsetzen und unterstützt das Aufstehen. Dadurch wird die Wirbelsäule von Stößen geschont. Die Gasfederung sorgt dafür, dass die Sitzfläche im unbelasteten Zustand etwas höher liegt. Setzt man sich, senkt der Stuhl sich dynamisch auf die Arbeitshöhe ab. So werden Stöße abgefangen, die die Wirbelsäule schädigen können und das Hinsetzen erleichtert. Es werden also auch die Muskeln entlastet. Ebenso unterstützt die Federung das Aufstehen, indem sie die Sitzfläche nach oben drückt, sobald diese weniger belastet wird.

Standsicherheit der Arbeitsstühle

Die Ergonomie setzt sich die nachhaltige Gesundheit von Erwerbstätigen zum Ziel. Sicherheit ist darum ebenfalls ein Teil des Konzeptes. Ein ergonomischer Stuhl muss in jeder Position sicher sein. Umkippen oder Wegrollen des Stuhls kann zu schweren Unfällen führen. Gebremste Rollen erlauben ein Bewegen des Stuhls nur auf direkten Druck hin. Dadurch bewegt er sich nur, wenn er tatsächlich geschoben wird. Die Rollen müssen auf die Bodenverhältnisse abgestimmt sein. Weicher und elastischer Boden hat andere Ansprüche an die Rollen als harter und empfindlicher Boden.

Leichte Bedienbarkeit

Damit der Arbeitsstuhl ohne Einschränkungen auf den Benutzer eingestellt werden kann, ist eine sehr gute Benutzerfreundlichkeit unerlässlich. Eine intuitive Bedienbarkeit ist auf jeden Fall dort nötig, wo die Stühle häufig von verschiedenen Personen genutzt werden, damit sie schnell und einfach angepasst werden können. Die Hebel zum Einstellen der verschiedenen Elemente müssen aus der aufrecht sitzenden Position gut erreichbar sein. Nur so kann der Stuhl optimal eingestellt werden und die ergonomischen Eigenschaften können voll genutzt werden. Zudem gehören zu einer guten Benutzerfreundlichkeit auch pflegeleichte Materialen und die Möglichkeit, den Stuhl mit einfachen Mitteln zu warten.


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Exkurs: Hocker und Stehhilfen



Als Alternative zum Arbeitsstuhl sind Hocker und Stehhilfen sehr beliebt. Sie schaffen Abwechslung und sorgen für viel Bewegung, da der Sitzende häufig seine Position ändert. Ein Hocker trainiert durch die fehlende Rückenlehne die aufrechte Sitzposition und stärkt die Rückenmuskulatur für eine gesunde Selbsthaltung. Um dem Rücken während der Arbeit im Sitzen Abwechslung zu bieten und einseitiger Belastung vorzubeugen, ist es empfehlenswert, ein oder zwei Tage in der Woche auf einen ergonomischen Hocker zu wechseln. Auch dieser sollte höhenverstellbar sein und über eine Sitzfederung verfügen. Ein atmungsaktives Sitzpolster ist ebenfalls von Vorteil.
Die Stehhilfe unterstützt die Arbeit im Stehen und entlastet die Beine und Füße, indem sie etwa 60 Prozent des Körpergewichts trägt. Die gesündeste Variante der Arbeit im Sitzen ist es, mehrmals am Tag vom Sitzen in den Stand zu wechseln. Das schafft einen optimalen Ausgleich für alle Muskeln und beugt Verspannungen vor. Da langes Stehen sowohl unbequem als auch ungesund ist, sollte dabei eine ergonomische Stehhilfe zum Einsatz kommen. Eine breite Sitzfläche, eine nach vorn geneigte Standsäule und die Höhenverstellbarkeit sind die Mindestanforderungen an die ergonomische Stehhilfe.


Richtiges Sitzen ist eine Sache der Einstellung



Die Gesundheit bei der Arbeit im Sitzen hängt maßgebend von den Arbeitsstühlen ab. Sie müssen so eingestellt werden können, dass gesundes Sitzen möglich ist. Die Grundregel dafür lautet: Rechter Winkel. Der 90-Grad-Winkel in der Hüfte, den Knien und den Ellbogen ist das Maß zur Orientierung beim Einstellen der richtigen Höhen. Doch das Wichtigste bei der Auswahl des richtigen Arbeitsstuhles ist das Probesitzen. Bewegungen auf dem richtig eingestellten Stuhl sollten sich leicht anfühlen und ohne Behinderungen ausführbar sein. Der Stuhl ist der richtige, wenn er eine sehr gute Bewegungsfreiheit erlaubt und dabei jede Bewegung unterstützt.

Ein ergonomischer Arbeitsstuhl ist eine Wohltat für den Rücken. Haben Sie Fragen oder möchten Sie einige Modelle testen, kontaktieren Sie uns gerne! Wir stehen Ihnen beratend zur Seite, damit die Wahl des richtigen Stuhls leichtfällt. Steigern Sie das Wohlbefinden und die Produktivität am Arbeitsplatz mit einem ergonomischen Arbeitsstuhl!

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