Bimos Magazin - Was versteht man unter betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM)?

Was versteht man unter betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM)?

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist die notwendige Reaktion von Unternehmern auf eine Arbeitswelt, die sich rasant verändert: In Zeiten der Digitalisierung müssen Mitarbeiter die Bereitschaft mitbringen, ihr Leben lang zu lernen. Gleichzeitig wird die Belegschaft immer älter, und vielen fällt die Umstellung auf neue geistige und körperliche Aufgaben zunehmend schwer. Fachkräftemangel ist die Folge, gepaart mit steigenden Fehlerquoten und hohen Krankenständen. Das betriebliche Gesundheitsmanagement rückt die Mitarbeiter in den Fokus, um ihre Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Motivation wiederherzustellen. Mit diesen gesundheitsförderlichen Maßnahmen bleiben Sie als Unternehmer auf einem hart umkämpften Markt konkurrenzfähig.


Was ist das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)?



Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist die Gesamtheit aller Maßnahmen, die langfristig die Gesundheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz gewährleisten und erhalten. Dafür wird eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen und analysiert, welche Bestandteile der Arbeit die Mitarbeiter demotivieren, frustrieren und krank machen und wie sich Abhilfe schaffen lässt. Das BGM plant nach der Analyse die notwendigen Maßnahmen, setzt sie durch und kontrolliert ihre Ergebnisse.


Was beinhaltet das BGM?



Betriebliches Gesundheitsmanagement muss ganzheitlich betrachtet werden: Es umfasst daher alle Regelungen des Arbeitsschutzes gemäß Arbeitsschutzgesetz ebenso wie Maßnahmen zur physischen wie psychischen betrieblichen Gesundheitsförderung. Im Arbeitsschutzgesetz sind neben allgemeinen Vorgaben zum Schutz der Gesundheit der Belegschaft auch Verordnungen über die Arbeitsstätte, die Betriebssicherheit und Gefahrstoffe enthalten. Weitere Bestandteile sind
  • die Suchtprävention
  • die Gesundheitsförderung im Unternehmen
  • die Entwicklung von Organisation und Personal
  • die Reintegration (Eingliederungsmanagement)

Nur im Kontext entfalten die einzelnen Maßnahmen ihre Wirkung optimal. Entsprechend ist es wichtig, dass Sie bei der Analyse ganzheitlich vorgehen und keine Bereiche außer Acht lassen. Eine wichtige Quelle für Informationen zu möglichen Verbesserungen sind Ihre Mitarbeiter.


Welche Ziele verfolgt das BGM?



Die Maßnahmen des BGMs richten sich auf zweierlei Ziele: Prävention und Gesundheitsförderung.

Prävention – Negative Einflüsse physischer wie psychischer Natur sollen von vornherein vermieden werden, sodass sie gar nicht erst eine schädliche Wirkung entfalten können. Beispielsweise können Sie durch das Einräumen entsprechender Bewegungsmöglichkeiten Beeinträchtigungen durch körperliche Haltungen während der Arbeit entgegenwirken. Oder Sie können Maßnahmen ergreifen, um den Stress im Arbeitsalltag für Ihre Beschäftigten zu minimieren. Letzteres funktioniert vor allem durch Umstrukturierungen von Arbeitsabläufen oder Anpassung der Ziele.

(Gesundheits-)Förderung – Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter soll gezielt gefördert werden. Das kann beispielsweise durch gesundes Kantinenessen geschehen oder durch das Angebot von Sportmöglichkeiten auf Kosten des Arbeitgebers. Wer krank oder aus anderen Gründen länger abwesend war, wird mit speziellen Maßnahmen umfassend reintegriert: Nur, wer auf dem neusten Stand ist und Neuerungen genau erklärt bekommt, ist motiviert und einsatzfähig. Eine gut organisierte betriebliche Gesundheitsförderung wird von der Belegschaft positiv aufgenommen, da sie auch die Qualität des Alltagslebens verbessert.


Welche "Phasen" gibt es im BGM?



Die Einführung des betrieblichen Gesundheitsmanagements kann in keinem Unternehmen "nebenher" erfolgen, da es tief in alle Abläufe verwurzelt werden muss. Ein sehr wichtiger Punkt des Prozesses ist, dass Sie von Anfang an alle Mitarbeiter in allen Abteilungen über das BGM und Ihre Pläne in Kenntnis setzen: Es sollte jedem klar sein, welche Maßnahmen mit welchen Zielen durchgeführt werden. Auch, dass Sie als Unternehmer und sämtliche Führungskräfte geschlossen hinter dem betrieblichen Gesundheitsmanagement stehen, ist ein wichtiges Signal. Die Implementierung und Durchführung des BGM-Prozesses durchlaufen verschiedene Phasen, die aufeinander aufbauen.


Bimos Magazin - BGM Kreislauf


Ressourcen und Prozesse schaffen



Wer wird mit dem BGM beauftragt, welche Führungskräfte und Teammitglieder aus den einzelnen Abteilungen werden dem Gesundheitszirkel angehören und welche Stellen kümmern sich um die notwendigen Schritte? Wird der Posten des Gesundheitsmanagers geschaffen? Stellen Sie sicher, dass aus den folgenden Bereichen jemand dabei ist:
  • Unternehmensleitung
  • Personalrat
  • Arbeitsschutz
  • Personalabteilung
  • bis zu vier Mitarbeitervertreter aus verschiedenen Abteilungen
  • ggf. Gleichstellungsbeauftragte
  • ggf. Organisationsentwicklung
  • ggf. Betriebsarzt
  • ggf. Gesundheitsmanager

Sorgen Sie dafür, dass den Verantwortlichen genügend große Zeitkontingente zustehen – das BGM lässt sich nicht mit ein paar Minuten am Tag ein- und durchführen. Es ist auch nicht damit getan, dass Sie ihnen die Zeit für die Treffen zur Verfügung stellen: Die Meetings wollen vor- und nachbereitet werden, die Teilnehmer müssen Umfragen und Analysen durchführen. Dafür brauchen sie ihre volle Konzentration. Entbinden Sie sie daher in der frühen Phase der Implementierung des betrieblichen Gesundheitsmanagements von anderen Aufgaben.

Bei großen Unternehmen kann es sich lohnen, über die Anstellung eines betrieblichen Gesundheitsmanagers nachzudenken. Dieser behält die Gesundheit der Angestellten im Blick, prüft die alltägliche Arbeit laufend auf Schwachstellen und konzipiert betriebliche Maßnahmen zur Verbesserung und Erhaltung der Gesundheit der Belegschaft. Auch Schulungen, Vorträge und Kurse zum Thema gehören in den Aufgabenbereich des Gesundheitsmanagers. Durch engmaschige Rückversicherung bleibt er auf dem Laufenden über die Ergebnisse seiner Bemühungen.

Finanzielle Mittel sollten Sie von Anfang an blocken, um sie für die einzelnen Maßnahmen wie die Gefährdungsbeurteilung, Schulungen, externe Experten, Dienstleister u. a. einsetzen zu können. Möglichst frühzeitig sollten Sie sich darüber informieren, für welche BGM Maßnahmen Sie gegebenenfalls staatliche Förderungen erhalten können – die Gesundheit und Sicherheit von Arbeitnehmern ist schließlich auch Regierungssache. Welche Summen Sie im Laufe der Zeit benötigen werden, zeigt sich erst während der Analyse und der Festlegung der Prozessketten und Maßnahmen.


Bestandsaufnahme



Was haben Sie schon, was brauchen Sie noch? Es mag Sie überraschen, wenn Sie herausfinden, dass Sie bereits mehrere Maßnahmen umsetzen: Vielleicht steht schon der Obstkorb in Ihrer Küche, Sie haben ergonomische Sitzgelegenheiten angeschafft oder es kommt einmal die Woche der Masseur ins Unternehmen? All diese Dinge dienen der Gesundheitsförderung und sind Schritte in die richtige Richtung, die – stünden sie noch aus – auf Ihrer Maßnahmenliste hätten landen können.

Neben der professionellen Gefährdungsbeurteilung sind Ihre eigenen Mitarbeiter eine wichtige Quelle zur Identifikation verbesserungswürdiger Bereiche. Führen Sie eine entsprechende Mitarbeiterbefragung in anonymisierter Form durch, nehmen Sie Ihren Mitarbeiter die Skrupel, aufrichtig anzugeben, was für sie die Knackpunkte sind. Unter dem Klarnamen trauen sich manche Angestellte nicht, von Überforderung zu sprechen oder darauf hinzuweisen, was sie belastet. Bei anonymisierten Befragungen sind sie aufrichtiger, und Sie erhalten wertvollere Ergebnisse. Häufig genannt werden zum Beispiel Veränderungen im Rahmen der Digitalisierung und Automatisierung: Gerade ältere Mitarbeiter können sich daran oft nur schwer gewöhnen. Es kann durchaus sein, dass die Schulungen, die Sie bislang zu diesem Thema haben durchführen lassen, nicht für alle ausreichend waren.

Gehen Sie zudem die Krankschreibungen durch und halten Sie gegebenenfalls Rücksprache mit Ihren Mitarbeitern, um mehr über ihre Beschwerden zu erfahren. So können Sie die hauptsächlichen Ursachen für Fehlzeiten feststellen. Weiterhin sollten Sie die Arbeitsdaten analysieren und herausfinden, welche Fehler wann am häufigsten passieren. Hängen sie mit den Maschinen zusammen, mit neuen Verfahrensweisen oder mit Zeiten, in denen zahlreiche Mitarbeiter krankgemeldet sind? Anhand dieser Daten können Sie die Probleme herausarbeiten, die Sie am dringlichsten angehen sollten.

Der Gesundheitszirkel, der sich aus Mitarbeitern des Unternehmens zusammensetzt, kann bei der Gewichtung der möglichen Ansatzpunkte wertvolle Hinweise liefern: Beispielsweise geben zahlreiche Mitarbeiter aus vielen Unternehmen an, dass Leistungsdruck durch knappe Zielsetzung in Verbindung mit der Notwendigkeit zum Multitasking einen hohen Druck aufbaut, der die psychische Gesundheit angreifen kann. Fragen Sie diejenigen, die es wissen müssen, weil sie in genau diesen Situationen arbeiten. Zwar ist das ein komplexes Problem, doch haben Sie es erst herausgearbeitet, können Sie Maßnahmen in die Wege leiten, um es zu lösen.


Ziel- und Maßnahmendefinition



Die Ziele werden definiert – bei welchem Umstand soll bis wann wie stark Abhilfe geschaffen werden? Hier ist es wichtig, dass Sie nicht nach den Sternen greifen, denn lange angewachsene Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen. Allerdings können Sie Maßnahmen herausarbeiten, die bei anderen Unternehmen in der Praxis gute Erfolge gezeitigt haben, und so die ersten Schritte in die richtige Richtung einleiten.

Zum richtigen Vorgehen gehört auch, dass Sie die anzugehenden Punkte gewichten und Ihre Strukturen dahingehend optimieren, denn kaum ein Unternehmen kann es sich zeitlich und finanziell erlauben, alle möglichen Maßnahmen gleichzeitig durchzuführen. Wichtig ist hier, dass Sie sowohl auf diejenigen Punkte eingehen, die die Fehler- und Fehlzeitanalyse hervorgebracht hat, als auch auf diejenigen, die die Mitarbeiter in den Befragungen nennen. Häufig überschneiden sie sich. Ist das nicht der Fall, sollten Sie dennoch auch auf die Meinung der Mitarbeiter hören. Stellen diese nämlich fest, dass Sie zwar nach ihrer Meinung fragen, sie dann aber nicht beachten, führt das zu Unzufriedenheit.

Falls Ihre Mitarbeiter über körperliche Beschwerden klagen, gilt es, diesen Punkt mit als Erstes in den Bearbeitungsprozess aufzunehmen: Wer täglich während der Arbeit Schmerzen leidet, kann allzu leicht mit chronischen Beschwerden ausfallen. Frührente ist die Folge. Um das zu verhindern, gilt es Maßnahmen zu ergreifen, die von Pausenzeiten über ergonomische Arbeitsmöbel und -maschinen bis hin zum betrieblichen Sport- und Massageangebot reichen. Die Investitionen in die gesundheitsförderlichen Maßnahmen werden sich lohnen, denn Ihre Angestellten fallen nicht nur seltener aus, wenn Sie das Risiko minimieren, sondern sind auch motivierter bei der Arbeit. Zusätzlich empfehlen Sie sich als guter Arbeitgeber für Fachkräfte, die auf Jobsuche sind.

Auch psychische Belastungen der Beschäftigten gilt es zu mindern, selbst wenn Sie sie nicht nachvollziehen können: Ergibt die Befragung Ihrer Mitarbeiter, dass derlei Probleme vorhanden sind, sollten Sie Änderungen in die Wege leiten. Auch ohne körperliche Beschwerden kann der Gang zur Arbeit für Ihre Angestellten zur Qual werden, und wenn Sie die Probleme beheben, danken es Ihre Mitarbeiter Ihnen.


Integration der Maßnahmen und Prozesse



Sie sollten genau festlegen, wer für die Umsetzung welcher Maßnahme verantwortlich ist. Wer organisiert die Fortbildungen, wer koordiniert die Anschaffung neuen Mobiliars, wer kauft für die Gemeinschaftsküche ein, wer engagiert jemanden für ein betriebliches Sport- oder Wellness-Angebot? Die Aufgabenverteilung sollte ebenso klar sein wie der Zeitpunkt der Durchführung und das Budget, das dafür zur Verfügung steht. In den meisten Fällen ist eine weitere Absprache mit den Angestellten nötig, um passende Termine zu finden.

Gerade bei Schulungen ist es wichtig, dass Sie die Termine koordinieren: Führen Sie zu viele Schulungen innerhalb zu kurzer Zeit durch, leidet die Produktivität Ihrer Angestellten darunter. Gewichten Sie die Schulungen nach Dringlichkeit und versuchen Sie, die wichtigsten zuerst durchzuführen. Findet sich allerdings so schnell kein guter externer Berater für einen Termin, können Sie durchaus auch die als nächstes geplanten Schulungen vorziehen – Hauptsache, die Veränderungen beginnen. Wichtig ist auch, dass Sie alle Führungskräfte darüber informieren, dass die Verantwortlichen für das betriebliche Gesundheitsmanagement Entscheidungsgewalt haben, was abgesegnete Maßnahmen betrifft. Sonst kann es leicht zu Kompetenzgerangel kommen.


Controlling



Jemand muss explizit dafür zuständig sein, die Durchführung der Maßnahmen zu überwachen und zu kontrollieren – sie bringen nichts, wenn sie nur halbherzig oder unvollständig durchgeführt werden. Je nach Abteilung oder Bereich, in der die Maßnahme durchgeführt wird, sollte eine andere Fachkraft für das Controlling zuständig sein.

Nach einiger Zeit sollten Sie sich durch erneute Befragungen der Mitarbeiter und durch Analyse der Fehlzeiten und Fehlermengen darüber informieren, ob die Maßnahmen die erhoffte Wirkung zeitigen. Ohne ein gut organisiertes Controlling ist das nicht möglich: Schließlich könnte es sein, dass die Maßnahmen durchaus wirken würden, aber unzureichend umgesetzt worden sind und so nicht ihre volle Wirkung entfalten konnten.


Was bringt die Einführung eines BGM?



Was ist BGM in harten Zahlen und Fakten – warum also sollten Sie die aufwendige Einführung des Gesundheitsmanagements auf sich nehmen? Zunächst einmal können Sie durch betriebliches Gesundheitsmanagement die Fehlzeiten Ihrer Mitarbeiter reduzieren. Das heißt, dass sie weniger häufig ausfallen – Sie brauchen weniger Ersatz für sie und können Ihre (Produktions-)Ziele bequemer erreichen, ohne den Druck auf die anwesenden Mitarbeiter erhöhen zu müssen. Dies wird nämlich häufig als einer der stressigsten Faktoren im Arbeitsalltag angegeben.

Dank eines Eingliederungsmanagements werden Mitarbeiter nach Krankheiten oder Abwesenheiten beispielsweise durch Elternzeit rascher wieder eingegliedert: Sorgfältige Schulungen rufen ihnen ins Gedächtnis zurück, wie die Prozesse ablaufen, und erklären ihnen genau, was sich in der Zwischenzeit an Arbeitsabläufen und Strukturen verändert hat. Es steht ihnen in der kompletten ersten Phase nach dem erneuten Arbeitsbeginn immer jemand zur Verfügung, an den sie sich bei Fragen und Unsicherheiten wenden können. So sind die Mitarbeiter schnell wieder zu 100 Prozent einsatzbereit. Auch dadurch wird die Produktivität erhöht.

Gleichzeitig sollten Sie nicht unterschätzen, welchen Einfluss das BGM auf die Wahrnehmung des Unternehmens durch die Mitarbeiter hat: Verbessern Sie Abläufe, die für die Mitarbeiter schwierig waren, und zeigen Sie, dass Sie auf ihre Anregungen eingehen, steigt die Zufriedenheit im Unternehmen deutlich an. Ihre Mitarbeiter fühlen sich gesehen und ernst genommen, was die Atmosphäre am Arbeitsplatz verbessert. Erleben Ihre Mitarbeiter, dass ihre Vorschläge umgesetzt werden und sie tatsächlich Verbesserungen bewirken können, fühlen sie sich leichter als Teil des Unternehmens. Und wer sich mit seinem Unternehmen identifiziert, der kündigt nicht zugunsten eines anderen Arbeitgebers.

Zufriedene Mitarbeiter reden positiver über ihren Arbeitgeber und bewerten ihn auch besser auf den einschlägigen Plattformen im Internet. Entsprechend werden auch neue Fachkräfte und Führungskräfte leichter auf Sie aufmerksam: Wer aktuell nämlich alle Fähigkeiten mit sich bringt, die die Unternehmen im Wandel des Arbeitsmarktes von ihren Bewerbern erwarten, kann sich den Arbeitgeber aussuchen. Durch ein gutes BGM haben Sie in diesem Konkurrenzkampf die Nase vorn, auch wenn die anderen Faktoren wie Gehalt oder Boni nicht von denen Ihrer Konkurrenten abweichen.


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