Bimos Magazin - Der Steharbeitsplatz – Risiken & Möglichkeiten bei der Steharbeit

Der Steharbeitsplatz – Risiken & Möglichkeiten bei der Steharbeit.

Es gibt in Deutschland ebenso wie in anderen europäischen Ländern eine große Menge an Steharbeit – also an solchen Arbeitsplätzen, an denen die Mitarbeiter den größten Teil ihres Tages im Stehen verbringen. Der Steharbeitsplatz kommt in der industriellen Fertigung vor, aber auch im Handel, im Dienstleistungssektor und in vielen anderen Bereichen. Steharbeit ist aber für den Menschen mindestens ebenso ungesund wie die Arbeit ausschließlich im Sitzen: Der Körper wird auf gefährliche Weise einseitig belastet und reagiert mit Schmerzen.

Die Folge können chronische Probleme sein, die bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen – nicht, ohne vorher immer langfristigere Ausfälle oder Fehler durch Unkonzentriertheit zu verursachen. Die Gefahren, die vom Steharbeitsplatz ausgehen, beeinträchtigen also sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Entsprechend müssen Letztere etwas dafür tun, um ihre Angestellten vor der gesundheitlichen Beeinträchtigung zu schützen – im Interesse aller Beteiligten.


1. Probleme bei andauernder Steharbeit



Wenn wir den ganzen Tag über mit nur kurzen Pausen zwischendurch stehen, belastet das den Körper stark. Zwar kann der Mensch lange Zeit stehen, doch der gesamte Bewegungsapparat ist auf eine Abwechselung zwischen Gehen, Stehen, Sitzen, Laufen und Liegen eingerichtet. Kommen andere Bewegungsmuster zu kurz, werden manche Muskeln zu stark belastet, während andere verkümmern. Verspannungen treten auf an den Stellen, die zu stark beansprucht werden. Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Folgen der Steharbeit: Fast jeder, der bei der täglichen Arbeit lange steht, hat früher oder später damit zu kämpfen.

Auch der Kreislauf leidet unter der Arbeit im Stehen: Um das Blut dauerhaft auch aus den Füßen wieder zurück zu Herzen zu befördern, sind kräftige Venen nötig. Allzu leicht kann es passieren, dass das Blut sich in den unteren Extremitäten staut und so im Laufe der Zeit die Gefäßwände weitet. Auf diese Weise arbeiten schließlich die Venenklappen nicht mehr ausreichend stark, weil sie nicht mehr zur Gänze schließen und zu viel Blut zwischen ihnen wieder nach unten sackt. Durchblutungsstörungen und Krampfadern zählen daher auch zu den Folgen der Steharbeit.

Das lange Stehen beeinträchtigt die Gelenke, vor allem die Knie, und belastet die Bandscheiben. Letzteres kommt vor allem dadurch zustande, dass die Wirbelsäule in einer unbequemen Haltung relativ statisch bleibt und wenig bewegt wird. Steht der Mitarbeiter zudem noch auf einem harten Boden, kann sich sein Fußbett absenken, was zum sogenannten Plattfuß führt. Hinzu kommen die psychischen Belastungen, die mit der Arbeit unter täglichen Schmerzen einhergehen: Schon der Gedanke an die Arbeit wird zur Qual, die Lebensfreude nimmt deutlich ab – von Motivation kann man in diesem Stadium schon gar nicht mehr sprechen.

Alle Folgen der Steharbeit zusammengenommen können die Arbeitsfähigkeit nachhaltig zerstören. Arbeitgeber sollten daher alles in ihrer Macht Stehende dafür tun, dass ihre Mitarbeiter möglichst viel Ausgleich bekommen. So können sie nicht nur Arbeitsausfälle vermeiden, sondern aktiv die Gesundheit ihrer Mitarbeiter schützen und sich dadurch als guten Arbeitgeber empfehlen, dem das Wohlergehen seiner Angestellten am Herzen liegt.


2. Steharbeitsplätze ergonomisch planen



Die Planung für einen ergonomischen Steharbeitsplatz beginnt mir der Bestandsaufnahme: Wie viele Steharbeitsplätze gibt es? Ist es unbedingt nötig, dass die Arbeit im Stehen ausgeführt wird, oder lassen sich einzelne Arbeitsschritte beispielsweise auch im Sitzen erledigen? Oft spielen bei derartigen Erwägungen auch Platzprobleme eine Rolle: An manchen Arbeitsplätzen ist einfach nicht genügend Raum, um neben dem Steh- auch noch einen Sitzplatz einzurichten. Das hängt vor allem damit zusammen, dass der Steharbeitsplatz eine gewisse Höhe erfordert.

Unter Umständen kann es eine Lösung sein, einige Mitarbeiter jeweils zwischen ihren Arbeitsplätzen rotieren zu lassen, sodass sie regelmäßig etwas andere Haltungen einnehmen können. Gibt es allerdings keine Möglichkeit für Abwechselung, sollten die Arbeitgeber darauf achten, dass sie ihren Mitarbeitern genügend lange Pausen einräumen, in denen sie sich setzen oder spazieren gehen können.

Die Planung für die Umgestaltung des Steharbeitsplatzes sollte einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen: Beginnen Sie bei den Bodenbelägen und machen Sie sich Gedanken über das passende Schuhwerk für Ihre Mitarbeiter – damit tun Sie deren Füßen schon etwas Gutes. Weiter geht es mit der Arbeitsfläche: Hier sollte am Steharbeitsplatz die Höhe individuell einstellbar sein. Schon ein Unterschied von wenigen Zentimetern Körpergröße kann dafür sorgen, dass eine Einstellung für einen Mitarbeiter erträglich, für den anderen aber schon nach wenigen Minuten eine Qual ist. Auch Stehhilfen können dafür sorgen, dass der Körper zwischendurch immer wieder entlastet wird.


Downloaden Sie unser Whitepaper zum Thema Steharbeit


3. Hilfsmittel für den Steharbeitsplatz



Ohne großen Aufwand können Arbeitgeber am Steharbeitsplatz den Boden mit Arbeitsplatzmatten auslegen. Sie bestehen meist aus PVC-Schaum mit einer Gummibeschichtung und federn das Körpergewicht etwas ab. Die Füße stehen nicht platt auf dem Betonboden, ohne sich bewegen zu können, sondern bleiben dank der weicheren Oberfläche etwas beweglich. Entsprechend weniger statisch steht der Mitarbeiter, was Muskelverkrampfungen, Gelenksschmerzen und Durchblutungsstörungen vorbeugt.

Beim Steharbeitsplatz die Höhe individuell einstellbar zu machen, ist schon etwas aufwendiger: Manche Maschinen oder Arbeitstische lassen sich von Anfang an einstellen. Ist das bei Ihrem Arbeitsgerät nicht der Fall, können Sie sich beim Hersteller erkundigen, ob die Möglichkeit zur Nachrüstung besteht. Ist dem nicht so, können Sie die Anschaffung neuer Arbeitsflächen oder Maschinen in Erwägung ziehen. Das ist zwar eine größere Anschaffung, aber sie kommt der Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zugute und zementiert dadurch auch Ihren Ruf als guter Arbeitgeber.

Wiederum relativ einfach können Sie die Bedingungen am Steharbeitsplatz für Ihre Mitarbeiter verbessern, wenn Sie ihnen Stehhilfen zur Verfügung stellen. Diese lassen sich auch an engen Arbeitsplätzen gut zum Einsatz bringen, an denen die Möglichkeit zur Einrichtung eines Sitzplatzes nicht gegeben ist. Die Anschaffung lohnt sich für jeden Arbeitsplatz, an dem die Angestellten sonst lange Zeit ausschließlich stehen müssten.


Die Welt der besten Stehhilfen für die Steharbeit


Eine gute Stehhilfe erhöht die Ergonomie des Steharbeitsplatzes: Der Mitarbeiter kann sich anlehnen und dadurch etwa 60 Prozent seines Körpergewichts von seinen Beinen und Füßen nehmen. Dadurch gewinnt er etwas Bewegungsfreiheit an den Beinen, kann die Knie etwas anwinkeln und die Füße entspannen. Gleichzeitig bleibt er für den Steharbeitsplatz auf der passenden Höhe, schließlich handelt es sich um eine Art hohen Hocker. Ganz leicht verändert sich jedoch seine Position, was bedeutet, dass er einen etwas anderen Blickwinkel hat, also den Kopf anders hält. Auch Arme und Hände nehmen eine geringfügig andere Position ein, was bereits genügt, um die Dauerbelastung der ursprünglich einzigen Haltung zu durchbrechen.

Damit sie richtig wirkt, muss eine Stehhilfe mehrere unterschiedliche Eigenschaften in sich vereinen. Einerseits sollte sie wenig Raum einnehmen und sich unkompliziert bewegen lassen. So können Mitarbeiter sie leicht heranziehen oder wegschieben, je nachdem, ob sie sie benutzen möchten oder nicht. Gleichzeitig braucht sie einen festen Stand durch einen robusten Fuß – schließlich setzt sich der Mitarbeiter nicht darauf, sondern lehnt sich dagegen. Damit das Anlehnen angenehm bleibt, ist die Fläche dafür um etwa 15 Grad gekippt. Ihre Kante sollte leicht abgerundet sein, sodass sie sich auch bei längerer Nutzung nicht unangenehm in die Unterseite des Oberschenkels drückt und den Blutfluss behindert.

Grundsätzlich sollte die Stehhilfe in der Höhe verstellbar sein – anders hat sie kaum Einfluss auf die Ergonomie an einem Steharbeitsplatz, an dem unterschiedliche Menschen arbeiten. Vor allem im Schichtbetrieb ist es unabdingbar, dass der jeweilige Mitarbeiter die Stehhilfe an seinem Arbeitsplatz seinen Bedürfnissen ideal anpassen kann.

Weniger oft als reine Stehhilfen zum Anlehnen werden besonders hohe Hocker eingesetzt, auf denen die Mitarbeiter sitzen können, während sie arbeiten. Sie erreichen so die gleiche Höhe wie die stehenden Mitarbeiter. Diese hohen Hocker können auch mit einer Rückenlehne ausgestattet sein. Oft bringen sie auch einen Fußring mit, auf dem die Mitarbeiter die Füße abstützen können, damit die Beine nicht in der Luft baumeln.

Je nachdem, um was für einen Steharbeitsplatz es sich handelt, müssen die Stehhilfen auch anderen Ansprüchen genügen. Solche in der Industrie und der Werkstatt etwa müssen mechanische Einflüssen oder Funkenflug aushalten. Es ist gut, wenn sie robust und leicht abwaschbar sind und sich von etwas Öl nicht beeinträchtigen lassen. Im Labor hingegen kann es nützlich sein, wenn das Material der Flächen Säuren und Laugen widersteht. Spezielle Modelle für den Reinraum wiederum sollten möglichst aus einem Guss sein und dem Staub keine Möglichkeit zum Festhängen und Einnisten bieten. Außerdem sollten sie sich auch mit den im Reinraum benötigten Spezialreinigern säubern lassen. Manche Stehhilfen müssen auch ESD-fähig sein und Spannungen so ableiten, dass die empfindlichen Bauteile, die am entsprechenden Platz gefertigt werden, keinen Schäden nehmen.


4. Fazit: Es gibt Wege, die Steharbeit angenehmer zu gestalten



Das sind gute Nachrichten für all jene, die in ihrem Job den Großteil der Zeit über stehen müssen: Mit verschiedenen Mitteln lassen sich die gesundheitsgefährdenden Aspekte des langen Stehens weitestgehend einschränken. Zwar muss jeder Angestellte, der im Stehen arbeitet, sich auch selbsttätig etwas bewegen, wenn er die Möglichkeit dazu hat: Treppen zu steigen, spazieren zu gehen, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, nach Feierabend zu joggen oder anderen Sport zu treiben verringert das Risiko der Folgeerkrankungen durch die Steharbeit.
Bei der Arbeit aber steht der Arbeitgeber in der Pflicht, das Risiko für seine Angestellten zu minimieren. Das ist möglich durch die sorgfältige Planung und gegebenenfalls Neueinrichtung der Steharbeitsplätze: Mit einem weicheren Boden, dem passenden Schuhwerk, in der Höhe verstellbaren Arbeitsflächen oder Maschinen und vor allem den praktischen Stehhilfen wirken Sie der Gefährdung Ihrer Mitarbeiter durch die einseitige Belastung entgegen. Wichtig ist nur, dass Sie die vielseitigen Stehhilfen dem jeweiligen Arbeitsplatz möglichst genau anpassen.


  1
  0



         


zurück zur Übersicht PDF drucken