Bimos Magazin - So geht's: Ergonomische Steharbeitsplätze richtig planen

So geht's: Ergonomische Steharbeitsplätze richtig planen

Wer am Arbeitsplatz ununterbrochen steht, verlangt seinem Körper Höchstleistungen ab. Die Arbeit ist dadurch nicht nur geistig, sondern auch körperlich sehr anstrengend. Wird das andauernde Stehen zur Belastung, gehen nicht nur Motivation, Effizienz und Qualität der Arbeit verloren. Es können auch dauerhafte körperliche Schäden durch diese starke Belastung entstehen. Die noch immer aktuelle BIBB/BAUA-Erwerbstätigenbefragung 2005/2006 ergab, dass 56,4 Prozent der 31,1 Millionen Beschäftigten in Deutschland von Steharbeit betroffen sind. Etwa ein viertel davon empfindet die Arbeit im Stehen als Belastung. Das bedeutet, dass etwa 5,7 Millionen Erwerbstätige arbeiten unter für sie unangenehmen Bedingungen. Steharbeit kommt in vielen Branchen vor. Allen voran die Baubranche, deren Beschäftigte zu 92,9 Prozent von Steharbeit betroffen sind. Darauf folgen Fertigung, Dienstleistung, Verwaltung und Technik. Vor allem in der Fertigung (31,3 Prozent) und in der Dienstleistung (24,2 Prozent) fühlen sich die Mitarbeiter durch ihre Zwangshaltung belastet. Diesem Problem kann jeder Arbeitgeber entgegenwirken, indem er die Steharbeitsplätze ergonomisch einrichtet. Wie das geht, zeigen Ihnen hier.


Wenn Stehen zur Belastung wird – Die Folgen andauernder Steharbeit



Der menschliche Körper ist dazu konzipiert, eine Vielzahl verschiedener Bewegungen ausführen zu können. Dies sollte er auch nutzen, denn der Körper bleibt gesund, wenn er abwechselnd sitzt, steht, läuft und liegt. Muss er mehrere Stunden am Tag stehen, befindet er sich in einer Zwangshaltung und ist einer unnatürlichen Belastung ausgesetzt. Besonders der Kreislauf ist davon betroffen, denn die Venen der Beine pumpen das Blut entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen. Damit das Blut nach oben fließt, muss hoher Druck in den Adern aufgebaut werden. Geschieht dies den ganzen Tag, werden die Gefäßwände und die Venenklappen geschwächt. Durch den hohen Druck können sich die Gefäßwände erweitern oder Venenklappen in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Die Folge sind Krampfadern und Durchblutungsstörungen.

Nicht nur die Venen, sondern auch Gelenke, Knochen und Muskeln werden bei andauerndem Stehen stark belastet. Mangelnde Bewegung im Stehen führt dazu, dass die Bandscheiben ständig zwischen den Wirbeln zusammengedrückt sind und sich nicht durch wechselnde Haltungen regenerieren können. Vorfälle der Bandscheiben oder verschlissene Wirbel sind die Folge. Das ist unweigerlich mit starken Schmerzen verbunden. Schmerzhaft können auch Muskelverspannungen im Nacken und Rücken sein. Diese kommen aufgrund der statischen Haltung zustande und können zu unangenehmen Krämpfen führen. Auch Knieprobleme und ein abgesenkte Fußgewölbe, der sogenannte Plattfuß, sind Folgen der Steharbeit. Um all diese Probleme bei Arbeitnehmern zu vermeiden, hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, ergonomische Steharbeitsplätze einzurichten. Nu wenige Mittel sind dafür nötig.


Ergonomie am Steharbeitsplatz – Die richtige Planung



Nur ein gut geplanter ergonomischer Steharbeitsplatz erlaubt uneingeschränkt gesundes Arbeiten. Zunächst muss der Arbeitsplatz entworfen werden. Denn unter Umständen muss der Raum umgestaltet oder der Arbeitsplatz neu konzipiert werden, um die Platzverhältnisse optimal zu nutzen. Durch eine sorgfältige Planung können Sie Fehlkäufe vermeiden und eine reibungslose Umstrukturierung gewährleisten.


1. Der Bedarf

Zu Beginn der Planung stellen Sie zunächst fest, wie viele Arbeitsplätze von belastender Steharbeit betroffen sind. Arbeiten, die mehr als 2,5 Stunden am Stück Stehen erfordern, sollten angenehmer gestaltet werden. Denn der Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik geht in seiner Handlungsempfehlung zur Steharbeit davon aus, dass nur leicht belastbare Menschen über dieser Dauer des Stehens bereits unangenehme Auswirkungen spüren. Bei Steharbeit von bis zu vier Stunden ist eine Umgestaltung empfehlenswert. Darüber hinaus sollten unbedingt Maßnahmen ergriffen werden. Haben Sie festgestellt, wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, folgt der nächste Schritt.


2. Die Arbeitsgestaltung

Bevor der Arbeitsplatz umgestaltet wird, sollten Sie zunächst prüfen, ob die Arbeit selbst angenehmer gestaltet werden kann. Dafür stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Ist Stehen für diese Arbeit notwendig?
  • Ist die Haltung des Mitarbeiters stets gleich?
  • Soll der Mitarbeiter am Steharbeitsplatz ausschließlich dieser Tätigkeit nachgehen, sodass langes Stehen nicht vermieden werden kann?
Haben Sie diese Fragen mit "Nein" beantwortet, trägt eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes zum Wohlbefinden bei, ist jedoch nicht zwingend nötig oder der Steharbeitsplatz kann durch einen Sitzarbeitsplatz ersetzt werden. Sind Sie sich nicht sicher, ob die Arbeit die Mitarbeiter dennoch belastet, suchen Sie das Gespräch mit ihnen.

Haben Sie auf eine der Fragen mit "Ja" geantwortet, müssen Maßnahmen ergriffen werden. Ist das Stehen unbedingt notwendig, sollte die Arbeit entweder viel Bewegung bieten und auf großem Raum stattfinden oder nicht lange andauern. Die Lösung ist eine Umstrukturierung der Arbeitsaufgaben, sodass zwischen Stehen, Sitzen und Gehen gewechselt werden kann. Dazu gehören auch regelmäßige Pausen, in denen der Mitarbeiter etwas laufen, die Beine hochlegen oder bequem sitzen kann. Durch einen Wechsel der Tätigkeiten oder Mischarbeit wird zudem nicht nur der Körper, sondern auch der Geist entlastet und erfrischt.


3. Die Gestaltung des Arbeitsplatzes

Haben Sie im vorigen Abschnitt die letzte Frage mit Ja beantwortet, sollten Sie Maßnahmen zur Umgestaltung des Arbeitsplatzes planen. Denn ist langandauerndes Stehen unbedingt erforderlich, sollten Sie zum Schutz der Mitarbeitergesundheit ergonomische Steharbeitsplätze einrichten.

Dafür sind der Boden und die Arbeitsmittel zu betrachten. Der Bodenbelag sollte elastisch sein, sodass die Belastung auf Muskeln und Skelett verringert wird. Ein solcher Boden wird entweder fest installiert oder kann mit Matten mobil eingerichtet werden. Bleibt der Steharbeitsplatz voraussichtlich an dieser Stelle bestehen? Dann ist ein fest installierter, langlebiger Bodenbelag empfehlenswert. Ändern die Steharbeitsplätze ihre Position, sind Matten von Vorteil. Für Ihre Planung entscheiden Sie sich also für eine der beiden Varianten und vergleichen verschiedene Angebote.

Ein guter Boden genügt nicht. Stellen Sie zudem sicher, dass die Mitarbeiter festes Schuhwerk mit einem unterstützenden Fußbett und flexibler Weitenregulierung tragen. Denken Sie darüber nach, ob Sie Ihren Mitarbeitern gesundes Schuhwerk zur Verfügung stellen möchten.

Der Boden und das Schuhwerk sind die Basis für gesundes Stehen. Gleich darauf folgen die Arbeitsmittel. Egal, ob es sich um eine Maschine, einen Tresen oder einen Tisch handelt: Die Arbeitshöhe sollte individuell auf die Körpergröße des Mitarbeiters einstellbar sein. So kann die sie am besten stufenlos ungefähr auf Höhe der Ellbogen gesetzt werden und erlaubt angenehmes Arbeiten. Ihre Planung befasst sich also auch mit vorhandenen Arbeitsmitteln. Sind Maschinen oder Tische nicht höhenverstellbar, muss dies berücksichtigt werden. Informieren Sie sich, ob eine Umrüstung möglich ist. Ist das nicht der Fall, ist über eine Neuanschaffung nachzudenken.

Eine zusätzliche Entlastung der Beine aber kein Ersatz für eine Pause im Sitzen ist eine Stehhilfe. Hierfür ist genügend Beinfreiheit nötig. Die Arbeiten müssen auf Armlänge ausführbar sein. Ist genügend Platz für eine Stehhilfe vorhanden, empfehlen wir die Anschaffung entweder für jeden Arbeitsplatz oder eine für zwei Arbeitsplätze, sodass die Mitarbeiter Stehen und Stehsitzen abwechseln. Überprüfen Sie Ihre Platzverhältnisse und den Bedarf, bevor Sie auf die Suche nach einem passenden Modell gehen und es anschaffen. Unten haben wir einige Empfehlungen für Sie.


4. Das Umfeld

Egal ob Sitz- oder Steharbeitsplatz: Neben leicht bedien- und erreichbaren Arbeitsmitteln, bequemen Stühlen oder Stehhilfen und dem passenden Boden sind für das Wohlbefinden des Mitarbeiters auch gutes Licht, angenehme Temperaturen sowie Abwechslungsreiche Aufgaben wichtig. Über die allgemeine Gestaltung ergonomischer Produktionsarbeitsplätze lesen Sie hier im Bimos-Magazin.


Unterstützung bei der Steharbeit: die Stehhilfe



Wer Steharbeitsplätze ergonomisch einrichten möchte, kommt an dem Thema Stehhilfe nicht vorbei. Sie ist kein Ersatz für die Abwechslung durch richtiges Sitzen, doch sie verschafft Erleichterung und verlängert die Dauer bis die Steharbeit zur Belastung wird. Die Beine und Füße werden entlastet ohne die Blutzirkulation in den Beinen zu behindern, denn auf einer Stehhilfe wird nicht gesessen, wodurch Venen der Oberschenkel verengt werden können. Vielmehr handelt es sich um einen Stehsitz, der an das Anlehnen an ein Geländer erinnert.

Möchten Sie Stehhilfen anschaffen, stehen Sie vor der Wahl des passenden Modells. Welche Stehhilfe die richtige ist, entscheiden maßgebend der Mitarbeiter selbst durch seine Arbeitshaltung, das Arbeitsumfeld und die Platzverhältnisse.

Die Stehhilfe Fin ist eine Neuheit für Steharbeiter. Sie wurde einzig für ergonomisches Stehen entwickelt und erfüllt alle Anforderungen, die ein Arbeitsplatz stellen kann. Egal ob Industrie, Handel, Praxis oder Büro.

Die Stehhilfen 9409, 9408 oder 9419 sind Allrounder, die auch auf Stuhlniveau heruntergefahren werden können. Können die Mitarbeiter an Ihren Arbeitsplätzen beliebig vom Stehen zum Sitzen wechseln, sind sie ideal.

Die Stehhilfen 9454, 9452 und 9456 bieten zahlreiche verschiedene Fußvarianten. Dadurch kann sie auf viele Anforderungen angepasst werden und auch auf ihr ist mit der passenden Fußstütze kurzzeitiges Sitzen möglich.


Der gesunde Steharbeitsplatz – Nicht nur eine Sache der Planung



Um einen Steharbeitsplatz gesund zu gestalten, ist neben der Sorgfältigen Planung vor allem eines wichtig: Die Umsetzung. Nachdem Sie alle Anschaffungen und Umstrukturierungen bedacht haben, listen Sie auf, was angeschafft oder verändert werden muss. Holen Sie Angebote ein und gehen Sie schließlich das Projekt an. Zufriedenere und gesündere Mitarbeiter mit weniger Fehltagen und hoher Motivation werden die Folge sein. Dies ist langfristig nur möglich, wenn die Mitarbeiter im Umgang mit Stehhilfen und der Steharbeit zusätzlich geschult werden. Beziehen Sie auch diesen Aspekt in Ihre Planung ein und Ihre Umstrukturierung für mehr Ergonomie am Arbeitsplatz wird ein Erfolg.

Möchten Sie Ihre Mitarbeiter vor langfristigen Gesundheitsschäden schützen? Wir unterstützen Sie gern dabei, Ihre Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten. Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie uns!

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