Bimos Magazin - Arbeitssicherheit und Ergonomie: die schleichenden Gesundheitsrisiken

Arbeitssicherheit und Ergonomie: die schleichenden Gesundheitsrisiken

Arbeitssicherheit und Ergonomie sind wichtige Themen bei der Gesundheitsvorsorge für Industrie- und Produktionsmitarbeiter. Beide Bereiche gehen Hand in Hand zusammen und sollten nicht vernachlässigt werden, um die langfristige Gesundheit der Mitarbeiter sicherzustellen. Im Bimos-Magazin haben wir bereits verschiedene Aspekte der Arbeitssicherheit und der gesunden Arbeitsplatzgestaltung beleuchtet. Unsere Reihe über Gesundheitsbeschwerden am Arbeitsplatz, der Artikel über Gesetze und Verordnungen zur Arbeitssicherheit oder über die Gestaltung ergonomischer Produktionsarbeitslätze zeigen, wie umfangreich dieses Gebiet ist und dass es für angenehme Arbeitsverhältnisse unbedingt ein wichtiger Bestandteil jeder Firmenpolitik sein sollte.


Ergonomie und Arbeitsschutz - Gemeinsam für die Mitarbeitergesundheit



Ergonomie und Arbeitsschutz gehören unweigerlich zusammen. Das ist sogar im Gesetz verankert. Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet den Arbeitgeber im § 4 "Allgemeine Grundsätze" unter anderem dazu, "die Arbeit […] so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird". Arbeitsschutz besteht also aus mehr als reiner Unfallverhütung. Es geht dem Gesetzgeber ebenfalls darum, die Gesundheit des Arbeitnehmers zu erhalten und bleibende körperliche Beschwerden durch die Arbeit zu vermeiden.

Der Schlüssel zur Gesunderhaltung des Arbeitnehmers ist die Ergonomie, die besonders bei körperlich belastenden Arbeiten, wie sie in der Produktion häufig anfallen, wichtig ist. Die ergonomische Gestaltung des Industriearbeitsplatzes trägt wesentlich dazu bei, Rücken und Gelenke zu schonen, sowie Schmerzen während und nach der Arbeit zu vermeiden. Der Arbeitsschutz stellt den Arbeitnehmer in den Mittelpunkt und sorgt dafür, dass er durch seine Arbeit nicht geschädigt wird. So bleiben sowohl die Humanität als auch die Wirtschaftlichkeit bestehen. Die Ergonomie ist für den Arbeitnehmer das Mittel, den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen.

Um so viele Arbeitsgänge wie möglich gesetzlich abzudecken, stellt der Gesetzgeber Verordnungen und Handlungsempfehlungen aus, die den Prinzipien der Ergonomie entsprechen. So beschreibt die Lastenhandhabungsverordnung Maßnahmen für Arbeitsmittel und Ausrüstungen zur Handhabung von Lasten bereit und die Handlungsanleitung zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen bei manuellen Arbeitsprozessen zeigt eine Methode, physische Über- und Fehlbelastungen zu vermeiden. Auch die Arbeitsstättenverordnung schreibt Ergonomie am Arbeitsplatz in § 3 Absatz 1 ArbStättV vor:

"Beim Einrichten und Betreiben der Arbeitsstätten hat der Arbeitgeber die Maßnahmen nach § 3 Absatz 1 durchzuführen und dabei den Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene, die ergonomischen Anforderungen sowie insbesondere die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales nach § 7 Absatz 4 bekannt gemachten Regeln und Erkenntnisse zu berücksichtigen."


Fehlende Ergonomie hat Folgen für Mensch und Unternehmen



Laut Gesetzgeber und dem Prinzip der Ergonomie sollte die Arbeit an den Menschen angepasst werden, so dass er sie ohne Beschwerden oder langfristige Probleme erledigen kann. Fehlt die Ergonomie am Arbeitsplatz, kann das gravierende Folgen sowohl für den Arbeitnehmer als auch für das Unternehmen haben. Denn jede vierte Krankschreibung geht auf Probleme der Muskeln und des Skeletts zurück. Diese Ausfälle sind teuer für das Unternehmen, denn es fehlt eine Arbeitskraft, die dennoch voll bezahlt wird und für die Dauer der Krankheit bleibt viel Arbeit unerledigt. Ist der Arbeitsplatz nicht an den Mitarbeiter und seine Arbeit angepasst, bleibt es zudem nicht nur bei einer einzigen Krankschreibung. Viele weitere folgen, denn auf die Erholung während der Krankheit folgt die erneute falsche Arbeitsbelastung und ruft das selbe Problem wieder hervor.

Leidet der Mitarbeiter durch seine Arbeit unter Schmerzen, kann er nicht die volle Leistung abrufen, die ihm unter idealen Bedingungen für seine Arbeit zur Verfügung stehen würden. Er ist abgelenkt, unkonzentriert und es fällt ihm schwer eine gleichbleibende Qualität seiner Arbeit in einer angemessenen Zeit zu gewährleisten. Das schadet wiederum dem Unternehmen. Denn die Produktion dauert mitunter länger und die Retourenrate erhöht sich.

Sind die Arbeitsplätze nicht ergonomisch gestaltet, kann das auch ein Grund für eine hohe Mitarbeiterfluktuation sein. Denn Arbeitnehmer werden immer älter und das Rentenalter erhöht sich stetig. Ein Arbeitnehmer, der seine Zukunft im Blick hat, ist mit einem unergonomischen Arbeitsplatz auf Dauer unzufrieden, denn die körperlichen Beschwerden und die daraus resultierenden psychischen Probleme sind nichts was er viele Jahre lang auf sich nehmen möchte. Ergonomie trägt also zur Mitarbeiterbindung bei und erspart dem Unternehmen teure Einarbeitungszeiten von Mitarbeitern, die nach kurzer Dauer das Unternehmen wieder verlassen.

Fehlende Ergonomie am Arbeitsplatz kann bleibende körperliche Schäden hinterlassen.


sind Folgen von falscher oder übermäßiger Belastung. Zahlreiche Maschinenarbeitsplätze bedeuten eine starke Belastung für den Körper, denn ist die Maschine nicht an den bedienenden Menschen angepasst, muss in einer unangenehmen Zwangshaltung gearbeitet werden. Statische Körperhaltung, zu wenig Bewegung und Arbeiten in unangenehmen Haltungen wie Knien, Liegen oder über der Schulterhöhe rufen Verspannungen hervor, die zahlreiche weitere auch psychische Beschwerden auslösen können.


So gestalten Sie einen ergonomischen Produktionsarbeitsplatz



Ergonomische Arbeitsplätze sind für jedes Unternehmen Pflicht und sollten gewissenhaft gestaltet werden. Industriesarbeitsplätze haben vielfältige Formen, denn die zu erledigenden Arbeiten sind oft sehr unterschiedlich. Kaum ein Arbeitsplatz kann wie jeder andere gestaltet werden. Darum müssen jeder Arbeitsplatz und der dort tätige Mensch individuell betrachtet werden.

Generell sollten alle Arbeitsmittel individuell auf die Körpermaße des Mitarbeiters eingestellt werden können. Sitzt der Arbeitnehmer lange, muss es ihm möglich sein, den Stuhl, den Tisch, Monitore und andere Geräte auf seine Maße einzustellen. Alle weiteren Arbeitsmittel müssen gut erreichbar sein.

Dies gilt auch für Arbeitsplätze, an denen lange gestanden werden muss. Besonders hier ist es wichtig, dass das Wohlbefinden des Mitarbeiters im Vordergrund steht, denn Steharbeit ist eine große körperliche Belastung. Ergonomische Stehhilfen, Bodenmatten, flache Schuhe mit Fußbett und häufige Pausen im Sitzen oder Liegen bewahren den Mitarbeiter vor Kreislaufproblemen, Fehlstellungen und schmerzenden Beinen.

In der Produktion ist Heben und Tragen ein besonders wichtiges Thema, denn hier kann viel falsch gemacht werden. Um die körperliche Belastung zu reduzieren, sollten betroffene Mitarbeiter im richtigen Heben und Tragen unterwiesen werden. Zudem dürfen die Lasten nicht zu schwer und nicht in Verbindung mit einer Veränderung der Haltung zu heben sein. Andernfalls sollten Hebe- und Tragehilfen zur Verfügung stehen.

Neben den direkten Belastungen für das Skelett, die Sehen, die Gelenke und die Muskeln des Arbeitnehmers, spielen für die Ergonomie auch

  • Lärm,
  • Vibrationen und Erschütterungen,
  • Raumklima,
  • Lichtverhältnisse,
  • Softwarebedienung und
  • Stress

eine große Rolle. Einen detaillierten Beitrag über die Gestaltung eines ergonomischen Produktionsarbeitsplatzes finden Sie hier im Bimos-Magazin.


Arbeitsschutz bedeutet Prävention



Um gesundheitliche Probleme von Arbeitnehmern zu vermeiden und somit deren Leistungsfähigkeit zu erhalten, ist aktiver Arbeitsschutz unerlässlich. Nach dem Grundsatz "Vorsorge ist besser als Nachsorge" integriert das Arbeitsschutzgesetz neben der Unfallverhütung auch die Ergonomie in die Regelungen für einen menschenfreundlichen und wirtschaftlichen Arbeitsplatz. Denn Fehlbelastungen, falsch ausgeführte oder monotone Bewegungsabläufe und Überlastungen beeinträchtigen den Körper nicht unmittelbar, wie es bei einem Unfall der Fall sein kann. Die Belastungen schädigen die Gesundheit schleichend. Ergonomie trägt deshalb zum aktiven Arbeitsschutz bei und sollte nicht vernachlässigt werden.


Möchten Sie Ihre Mitarbeiter vor langfristigen Gesundheitsschäden schützen? Wir unterstützen Sie gern dabei, Ihre Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten. Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie uns!


  5
  0



         


zurück zur Übersicht PDF drucken